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Abb. 1:
Im letzten Jahrzehnt haben Astronomen überzeugende Beweise für die
Existenz von Schwarzen Löchern mit Massen von Milliarden von Sonnen
gefunden. Diese Schwarzen Löcher befinden sich in den Zentren von massiven
Galaxien. Die hier beschriebene Studie zeigt auf, dass Schwarzen Löcher
vermutlich auf unterschiedliche Weise wachsen, je nach den strukturellen
Eigenschaften ihrer Galaxie.
Credits: ESA / V. Beckmann (NASA-GSFC)
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Abb. 2:
Links: Sternenmasse von elliptischen Galaxien und von Bulges als
Funktion ihrer zentralen Geschwindigkeitsdispersion, wie angegeben.
Rechts: Masse des Schwarzen Loches als Funktion ihrer zentralen
Geschwindigkeitsdispersion. Die Massen der Schwarzen Löcher wurden aus der
Beziehung zwischen Sternenmasse und Masse der Schwarzen Löchern
abgeleitet. Es ist klar, dass diese Beziehung in elliptischen Galaxien
und in Bulges nicht dieselbe ist (mit einer statistischen Signifikanz von
99 Prozent). Da direkte Messungen der Massen von Schwarzen Löchern zeigen,
dass diese sowohl mit der Sternenmasse als auch mit der
Geschwindigkeitsdispersion korrelieren, ist klar, dass die Schwarzen
Löcher in elliptische Galaxien und Bulges nicht denselben fundamentalen
Gesetzmässigkeiten unterworfen sind. Dies weist darauf hin, dass das
Wachstum eines Schwarzen Loches je nach Art der beherbergenden Galaxie auf
verschiedene Weise abläuft. Dieses Diagramm zeigt auch, dass eine Galaxie
mit einem "Pseudo-Bulge" mit einer grösseren Wahrscheinlichkeit nicht der
üblichen Beziehung folgt, falls sie eine balkenförmige Struktur enthält.
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Abb. 3:
Man kann die Verteilung der Massen Schwarzer Löcher entweder mit
der Beziehung zwischen Masse des Schwarzen Lochs und Sternenmasse, oder
mit der Beziehung zwischen Masse des Schwarzen Lochs und der
Geschwindigkeitsdispersion abschätzen. Überraschenderweise kommen dabei
nicht die gleichen Resultate heraus. Der Grund dafür ist zumindest
teilweise, dass die Beziehung zwischen Sternenmasse und
Geschwindigkeitsdispersion in elliptischen Galaxien und in den Bulges
nicht dieselbe ist, wie in der hier beschriebenen Studie erstmals
festgestellt wurde. Die Erklärung dieses rätselhaften Unterschieds wird
vermutlich neue Einzelheiten über die gemeinsame Entstehung von Galaxien
und ihrer zentralen Schwarzen Löcher verraten.
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Es gilt heute als so gut wie sicher, dass die Zentren von massiven
Galaxien Schwarze Löcher mit Massen von hunderten bis tausenden
Milliarden Sonnenmassen beherbergen. Astronomen haben herausgefunden, dass
die Masse von solchen supermassiven Schwarzen Löchern eng mit der
Geschwindigkeitsdispersion (d.h. der Breite der
Geschwindigkeitsverteilung) von Sternen in der Nähe des Galaxienzentrums
verbunden ist. Zusätzlich sind die Massen der Schwarzen Löcher auch mit
der totalen Sternenmasse ihrer Galaxie korreliert, falls diese eine
elliptische Galaxie ist; wenn das Schwarze Loch in einer Scheibengalaxie
zuhause ist, korreliert seine Masse mit der Masse des "Bulges", d.h. des
dichten, kugelförmigen Zentralbereiches, welchen viele Scheibengalaxien
aufweisen. Auf Basis dieser Beobachtungen haben Wissenschaftler ein
theoretisches Modell entwickelt, in dem die Entstehung des Schwarzen
Loches und die Entstehung einer elliptischen Galaxie, oder des Bulges, eng
miteinander verbunden sind. Das schnelle Einströmen baryonischen Materials
in ein Halo aus dunkler Materie kann im Prinzip die Entstehung sowohl von
stellaren Strukturen wie elliptischen Galaxien oder Bulges, als auch von
supermassiven Schwarzen Löchern erklären. In ihrer Frühgeschichte können
solche Schwarze Löcher vermutliche enorme Mengen an Energie freisetzen,
welche in einem selbstregulierenden Prozess die Entstehung neuer Sterne in
ihren Galaxien bremsen. Neuste Erkenntnisse deuten aber darauf hin, dass
elliptische Galaxien und Bulges auf verschiedene Arten entstehen und
wachsen. Auch gibt es zwei unterschiedliche Arten von Bulges, "klassische
Bulges" und "Pseudo-Bulges", die vermutlich auf sehr unterschiedliche
Weise geformt werden. Dies wirft die Frage auf, ob sich diese Unterschiede
auch auf die Entwicklung der jeweiligen Schwarzen Löchern auswirken.
Die hier beschriebene Studie versucht, diese offene Frage zu klären. Dafür
werden Resultate einer detaillierten Untersuchung der strukturellen
Eigenschaften lokaler, massiver Galaxien benutzt
(siehe Aktuelle Forschung Juli 2009).
In dieser Untersuchung wurde die Sternenmasse von
elliptischen Galaxien und von Bulges gemessen. Mit einem objektiven
Kriterium wurde zwischen "klassischen Bulges" und "Pseudo-Bulges"
unterschieden. Die Messungen der Geschwindigkeitsdispersionen der Sterne
stammen vom "Sloan Digital Sky Survey" (SDSS). Mithilfe dieser Datensätze
fanden die Wissenschaftler, dass die Beziehung zwischen Sternenmasse und
Geschwindigkeitsdispersion in elliptischen Galaxien und in Bulges nicht
dieselbe ist.
Dies bedeutet, dass die beiden fundamentalen Beziehungen zwischen der
Masse des Schwarzen Loches und den physikalischen Eigenschaften der
Galaxie (Sternenmasse und Geschwindigkeitsdispersion) in elliptischen
Galaxien und in Bulges nicht übereinstimmen. Dies wiederum weist darauf
hin, dass Schwarze Löcher in diesen zwei verschiedenen stellaren Systemen
auf verschiedene Weise wachsen. Die neue Studie zeigt auch auf, dass
Scheibengalaxien mit "Pseudo-Bulges" nicht denselben fundamentalen
Gesetzen folgen wie Galaxien mit "klassischen Bulges". Der Grund dafür
scheint zu sein, dass Galaxien mit "Pseudo-Bulges" häufig balkenförmige
Strukturen enthalten, welche die Geschwindigkeitsdispersion höher
erscheinen lassen, als sie eigentlich ist.
Die Wissenschaftler des MPA haben dank dem grossen Datensatz auch eine
detaillierte Statistik über Schwarze Löcher im lokalen Universum erstellen
können. Sie haben herausgefunden, dass 55 Prozent der Masse in Schwarzen
Löchern in den Zentren von elliptischen Galaxien verteilt ist, 41 Prozent
in "klassischen Bulges" und nur 5 Prozent in "Pseudo-Bulges". Diese
Resultate hängen allerdings empfindlich davon ab, ob die Masse des
Schwarzen Lochs mit der Geschwindigkeitsdispersion oder mit der
Sternenmasse abgeschätzt wird.
Die nächste Generation von sehr grossen, erdbasierten Teleskopen mit
adaptiver Optik wird die Bewegung von Sternen und Gas in den
Zentralbereichen von Galaxien auflösen können, und ermöglicht damit
präzise Massebestimmungen von Schwarzen Löchern in Tausenden von nahen
Galaxien.
Bis heute gibt es nur einige Dutzend solcher Messungen. Diese neue
Entwicklung bedeutet darum eine Revolution des Forschungsgebietes — die
Massen von Schwarzen Löchern werden dann nicht mehr nur indirekt
abschätzbar sein. Die so erhaltenen neuen Daten werden unser
Verständnis von Schwarzen Löchern und den sie beherbergenden Galaxien
vertiefen.
Dimitri Gadotti und Guinevere Kauffmann
Veröffentlichungen:
Dimitri Alexei Gadotti and Guinevere Kauffmann,
"The growth of supermassive black
holes in pseudo-bulges, classical bulges and elliptical galaxies",
2009, Monthly Notices of the Royal Astronomical Society, in press
2009MNRAS.tmp.1121G
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