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Abb. 1: Projektion des massegewichteten Temperaturfeldes der zentralen
Region eines isolierten Galaxienhaufens mit 1015 Sonnenmassen. Mit
einem Klick auf das Bild kann eine Animation gestartet werden, die die
Zeitentwicklung der Temperatur des Haufens zeigt, während Blasen in
immer gleicher Orientierung injeziert werden. Anfangs führt die
Strahlungskühlung zu einem Fluß von Gas in das Zentrum, aber
die Blasen können diesen unrealistisch hohen Massenfluß
stoppen. Die gesamte Zeit des Films entspricht einem Viertel der
Hubble-Zeit, und die Blasen werden im Abstand von 108 Jahren
injiziert. [Hinweis: Der Film hat eine Größe von etwa 6 MB
und wurde mit Hilfe von DIVX komprimiert. Um ihn abzuspielen,
benötigt man eventuell die divx-codec Software, welche kostenlos
unter http://www.divx.com erhältlich ist.]
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Abb. 2: "Unsharped-masked" Karte der Röntgen-Leuchtkraft des
Haufens, der in Abbildung 1 gezeigt ist. Der "unsharped masking"
Filter wurde erzeugt, indem eine geglättete Karte von einer Karte
der ursprünglichen Röntgenhelligkeit abgezogen wurde. Man kann
erkennen, dass das AGN-Heizen mit Blasen eine Reihe von Schallwellen
erzeugt, welche ihre Energie langsam an das Haufenmedium abgeben
können, wenn sie auf ihrem Weg zu den Außenbezirken durch die
Viskosität des Gases gedämpft werden.
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Abb. 3: Radiale Profile der Kühlungszeit eines massereichen
Galaxienhaufens bei Rotverschiebung z=0, der aus einer kosmologischen
Simulation extrahiert wurde. Die durchgezogene blaue Linie entspricht
dem Fall ohne Blasen, während die rote, gestrichelte Line dem
Modell mit einem "eingeschalteten" AGN entspricht. Die durchgezogene
horizontale Linie zeigt die Hubble-Zeit zur Epoche z=0. Aufgrund der
Blasen-Injektion ist das Gas in der zentralen Region bis etwa 300 kpc/h
deutlich aufgeheizt, so dass die sich ergebende Kühlungszeit stark
verlängert.
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Galaxienhaufen sind nicht nur die größten virialisierten
Objekte im Universum, sondern auch ein ideales Laboratorium für
das Studium der physikalischen Prozesse, die die kosmische Entwicklung
der Galaxien und der sie umgebenden Halos aus dunkler Materie
bestimmen. Die jüngsten Fortschritte in der Beobachtung haben
eine erstaunliche Komplexität der gasdynamischen Prozesse in
Galaxienhaufen (im "intra-cluster medium", ICM) aufgezeigt,
sowie zur Entdeckung von Phänomenen geführt, die eine
bedeutende Herausforderung für die theoretische Modellbildung
darstellen. Wohl die rätselhafteste dieser Beobachtungen bezieht
sich auf das sogenannte Problem der Kühlungsflüsse
("cooling-flows"). Das heiße Gas in einem Galaxienhaufen
strahlt diffuse Röntgenstrahlung ab, welche Galaxienhaufen zu
extrem hellen Röntgenquellen mit einer Strahlungsleistung bis zu
mehreren 1045 erg/s macht. Dieser Energieverlust sollte den Inhalt an
thermischer Energie in dem Gas reduzieren. Während die
geschätzten Kühlungszeiten in dem Hauptteil des Haufens
aufgrund dieser Strahlungsverluste typischerweise länger sind als
das Alter des Universums, ist das für das dichte Gas im Zentrum
von Haufen nicht der Fall, denn dort sind die Kühlungszeiten
aufgrund der empfindlichen Abhängigkeit der Strahlungsemission
von der Dichte kurz. Daraus ergibt sich, dass das zentrale Gas
eigentlich aus der Atmosphäre des Haufens auskühlen sollte,
wodurch ein Fluß von Gas in das Zentrum mit einer Rate von bis
zu 1200 Sonnenmassen pro Jahr entstehen müßte. Allerdings
hat die neue Generation der Röntgenteleskope, wie etwa XMM-Newton
und Chandra, die vorausgesagte riesige Menge an kaltem zentralen Gas
nicht aufspüren können, woduch dieses einfache
Kühlungsfluß-Szenario wiederlegt ist. Es wird deshalb eine
neue physikalische Erklärung für dieses offensichtliche
Paradoxon benötigt.
Während der letzten Jahre hat man erkannt, dass wahrscheinlich alle
Galaxien mit einer kugelförmigen Sternkomponente in ihrem Zentrum
ein supermassereiches Schwarzes Loch verbergen. Das legt die Vermutung
nahe, dass es eine wichtige Verbindung zwischen dem Wachstum der
superschweren Schwarzen Löcher und der Entstehung ihrer
Wirtsgalaxien gibt. Diese Verbindung hat ihren Ursprung vermutlich in
der von dem Schwarzen Loch freigesetzten Energie und der Effekte, die
diese auf die Entstehung der Sterne in einer Galaxie hat. In
ähnlicher Weise sollte eine erhebliche Menge an Energie freigesetzt
werden, wenn in einem Haufen durch das Kühlen des Gases Material
ins Zentrum gelenkt wird, wo es teilweise von dem Schwarzen Loch
verschluckt werden kann. Falls diese freigesetzte Energie die zentralen
Regionen des Haufens effizient heizen kann, könnten die
Kühlungsverluste ersetzt werden. Solch ein Effekt würde aber
gleichzeitig die weitere "Fütterung" des Schwarzen Lochs beenden,
so dass man erwarten kann, dass es zu einer periodischen Aktivierung des
AGN kommen sollte, die von einem sich selbst regulierenden Zyklus
zwischen Aktivität des Schwarzen Lochs und der
Strahlungskühlung bestimmt würde. Beobachtungsdaten liefern
direkte Hinweise darauf, dass AGN Energie in die Zentren von Haufen
einspeisen. Man beobachtet, dass AGN während ihrer aktiven Phasen
heiße, aufsteigende Blasen im Haufen erzeugen können. Diese
lösen sich von dem Haufenzentrum und wechselwirken während
ihres Aufstiegs mit dem umgebenden Gas, was möglicherweise zu dem
gesuchten Heizungsmechanismus der zentralen Region führt.
Um zu überprüfen, ob dieses physikalische Szenario der Heizung
mit Blasen tatsächlich funktioniert, haben Wissenschaftler des
Max-Planck-Instituts für Astrophysik eine Reihe von
hydrodynamischen Simulationen durchgeführt, in denen sie das
periodische Heizen mit AGN-Blasen mit einbezogen haben. Zum ersten Mal
haben sie dabei die Entstehung mehrerer Galaxienhaufen in
selbstkonsistenten kosmologischen Simulationen verfolgt, wobei sie
besonders die Änderungen der Eigenschaften des gasförmigen
Haufenmediums und der Galaxien im Haufen unter dem Einfluß des
AGN-Heizens untersucht haben.
Die Simulationen reproduzieren die charakterischen Merkmale, die
für die Morphologie der Blasen beobachtet werden. Dies kann man in
Abbildung 1 sehen, in der wir eine Temperaturkarte der zentralen
Haufenregion zeigen (siehe auch den zugehörigen Film). Die Blasen
entwickeln eine pilzartige Struktur, während sie in der
Haufenatmosphäre aufsteigen, wobei sie das Gas über ihnen
zusammendrücken und auch kühleres Gas aus dem Zentrum
einschließen und mittransportieren. Im Ergebnis vermischen sie
dadurch kühlere und heißere Gaskomponenten, die anfangs bei
verschiedenen radialen Abständen zu finden sind, und heizen damit
die zentrale Region des Haufens effektiv auf. Allerdings ist dieser
Heizungsmechanismus vergleichsweise sanft, da er ohne die Entstehung von
nennenswerten Stoßwellen abläuft, so dass das Gas oberhalb
der Blase eine kühle Randzone ausbilden kann, so wie es in einer
Reihe von Fällen beobachtet wird.
Nachdem die Energie in den Blasen freigesetzt worden ist, erzeugt die
darauffolgende Ausdehnung der Blasen Schallwellen, die durch den
Haufen laufen und sogar die Außenbezirke innerhalb von
109 Jahren erreichen können. Diese Schallwellen
bewirken schwache Schwankungen in der Röntgen-Emission (siehe
Abbildung 2). Je nach der Stärke der Viskosität in dem Gas
sollten diese, von den Blasen induzierte Schallwellen ihre Energie auf
unterschiedlichen räumlichen Skalen abgeben, was
möglicherweise einen weiteren Mechanismus für das
nicht-lokale Heizen des Gases im Haufen ergibt.
Durch die Benutzung von selbstkonsistenten kosmologischen Simulationen
der Entstehung von Galaxienhaufen konnten die Wissenschaftler am
Max-Planck-Institut für Astrophysik auch zeigen, wie die Blasen von
dem AGN die Eigenschaften der Sterne und des Gases im Haufen über
die kosmische Zeit hinweg verändern. Insbesonderes untersuchten sie
die Kühlungszeit des Gases, wie in Abbildung 3 gezeigt. Dabei
verglichen sie Simulationen ohne (blaue Linie) und mit (rote Line) einer
Heizung durch Blasen. Wie deutlich zu sehen ist, wird das Gas im
Haufenzentrum effizient geheizt, so dass es sehr viel höhere Werte
für die Kühlungszeit aufweist. Neben der Kühlungszeit
ändern sich andere thermodynamische Eigenschaften des Gases
ebenfalls, und die Trends dieser Veränderungen gehen alle in eine
Richtung, welche die Übereinstimmung der simulierten Systeme mit
den Beobachtungen der wirklichen Galaxienhaufen verbessert.
Es ist dabei interessant, dass sich nicht nur der thermodynamische
Zustand des Gases im Haufen aufgrund der AGN-Aktivität
verändert, sondern dass auch die Eigenschaften der zentralen
Haufengalaxie modifiziert werden. Von besonderer Wichtigkeit ist dabei,
dass die Zahl der Sterne, die sich in der schweren, zentralen cD-Galaxie
bilden, stark reduziert wird, bis zu dem Punkt einer vollständigen
Unterdrückung weiterer Sternentstehung zu späten Zeiten. Dies
ist sehr bedeutsam für ein anderes schweres Problem früherer
hydrodynamischer Simulationen der Galaxienentstehung. Diese sagten in
der Regel die Existenz von zu massereichen und zu blauen zentralen
Galaxien voraus. Das Heizen mit den Blasen verringert die Menge der
Sterne allerdings. Zusammen mit der damit verbundenen Unterdrückung
der Sternentstehung, was die zentrale Galaxie wesentich röter
macht, ergibt sich dadurch eine viel bessere Übereinstimmung mit
Beobachtungen.
Es ist eine verblüffende Erkenntnis, dass Objekte, die so klein wie
Schwarze Löcher sind, doch den Zustand der größten
virialisierten Objekte im Universum, nämlich den großen
Galaxienhaufen mit oft mehr als tausend Systemen, entscheidend
verändern können. Doch die Ausflüsse von akkretierenden
superschweren Schwarzen Löchern sind so energiegeladen, dass dies
tatsächlich möglich ist. Und wie die Ergebnisse dieser Arbeit
bestätigen, könnte dies die richtige physikalische
Erklärung für das Kühlungsfluß-Rätsel
sein. Schwarze Löcher scheinen daher eine ausgesprochen wichtige
Rolle für die Galaxienentstehung insgesamt zu spielen.
Debora Sijacki und Volker Springel
Originalveröffentlichung:
D. Sijacki and V. Springel: Hydrodynamical simulations of cluster
formation with central AGN heating, 2005, MNRAS, accepted
astro-ph/0509506
Weitere Informationen:
Colliding galaxies light up dormant black holes
Tiziana Di Matteo, Volker Springel and Lars Hernquist
Magnetic Turbulence in the Hearts of Clusters of Galaxies
Torsten Ensslin and Corina Vogt
The parallel lives of super-massive black holes and their host galaxies
Andrea Merloni
The Connection Between Active Galactic Nuclei and Starbursts
Guinevere Kauffmann
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