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Abb. 1:
John Mather (links) und George Smoot (rechts).
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Fig. 2:
Der COBE-Satellit in seiner Umlaufbahn außerhalb der
Erdatmosphäre. Die Eintrittsöffnungen für die FIRAS-
und DMR-Experimente sind bezeichnet.
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COBE wurde 1989 gestartet und erstellte in den vier Jahren von 1989
bis 1993 eine Karte der kosmischen
Mikrowellen-Hintergrundstrahlung. Diese CMB-Strahlung, ein
Überrest der Hitze des Urknalls, war 1964 von Arno Penzias und
Robert Wilson entdeckt worden --- eine Leistung, für die sie 1978
den Physik-Nobelpreis erhielten. Bereits in den ersten neun
Betriebsminuten hatte John Mather's FIRAS Instrument, ein
Ferninfrarot-Spektrograph, gezeigt, dass die Intensität der
CMB-Strahlung als Funktion der Wellenlänge (das sog. Spektrum)
exakt den theoretischen Vorhersagen von Max Planck aus dem Jahre 1900
folgte: Es war die Strahlung eines idealen schwarzen Körpers,
eines Objekts in perfektem thermodynamischen Gleichgewicht mit seinem
Strahlungsfeld. Messungen von COBE/FIRAS in den folgenden vier Jahren
bestätigten die Erkenntnisse der ersten neun Minuten; die
Abweichungen von der exakten Schwarzkörperkurve sind extrem klein
und betragen weniger als ein Zehntausendstel. Das bedeutet, dass das
Universum ursprünglich fast völlig uniform gewesen sein
muss. Ein so exaktes globales Gleichgewicht zwischen Materie und
Strahlung wie das beobachtete hätte später als einen Monat nach
dem Urknall gar nicht mehr zustande kommen können.
George Smoots DMR Instrument, ein sog. differentielles
Mikrowellen-Radiometer, war dafür ausgelegt, kleinste
Schwankungen der Temperatur der CMB-Strahlung um ihren Mittelwert von
2,73 Grad über dem absoluten Nullpunkt zu kartieren. Nach einem
Betriebsjahr konnten Smoot und seine Kollegen erstmalig zeigen, dass
solche Schwankungen tatsächlich existieren, und zwar auf dem
Niveau von einem Hunderttausendstel. Die Existenz dieser winzigen
Fluktuationen war mehr als zwanzig Jahre vor dem COBE-Start von
russischen und amerikanischen Theoretikern vorhergesagt worden. Man
kann sich vorstellen, dass sie von kleinen Schwankungen in der
Materie- und Strahlungsdichte im frühen Universum verursacht
wurden. Seit dem Zeitpunkt, wo wir sie sehen (etwa 400.000 Jahre nach
dem Urknall), sind diese Schwankungen durch die Gravitationskraft
angewachsen und haben zu all den Strukturen geführt, die uns
heute umgeben. Mit dem DMR-Instrument von COBE haben wir das erste
wirkliche Bild davon bekommen, wie das Universum aussah, bevor es
Sterne oder gar Galaxien gab.
Die Design- und Konstruktionsarbeiten am COBE-Experiment hatten mehr
als 15 Jahre gedauert und erforderten die effiziente Zusammenarbeit
von über 1000 Wissenschaftlern und Ingenieuren. Forschergruppen
unter der Leitung von John Mather und George Smoot arbeiteten in enger
Kollaboration intensiv daran, die FIRAS- und DMR-Daten zu
interpretieren. Zusätzlich war John Mather als leitender
Wissenschaftler für die Koordination des gesamten COBE-Projekts
verantwortlich. Wissenschaftliche Fortschritte, wie sie dieses Jahr
vom Nobelpreiskomitee gewürdigt wurden, erfordern die kollektive
Anstrengung einer großen Anzahl extrem talentierter und
hingebungsvoller Menschen.
Es ist interessant, dass in den 15 Jahren seit COBE kein
Folgeexperiment die FIRAS-Spektren verbessern konnte. Eigentlich
sollte im CMB-Spektrum weitere Information von fundamentaler Bedeutung
enthalten sein, aber trotz technischer Fortschritte sind sie immer
noch außer Reichweite. Andererseits gab es große
Anstrengungen, die DMR-Messungen der Struktur des
Mikrowellenhintergrunds zu verbessern, und technische Fortschritte
haben zu weiteren spektakulären Ergebnissen geführt,
insbesondere durch den WMAP-Satelliten der NASA, der 2001 gestartet
wurde. Offenbar hat die Struktur des frühen Universums genau die
statistischen Eigenschaften, die man erwartet, wenn alle Strukturen
von Quantenfluktuationen des Vakuums während einer
inflationär beschleunigten, sehr frühen Ausdehnungsphase
stammen. Darüber hinaus bestätigen die neuen Daten, dass der
heutige Zustand des Universums von der bislang noch nicht näher
bestimmten dunklen Materie und von einer dunklen Energie dominiert
wird. Die nächsten grösseren Fortschritte werden vom
Planck-Satelliten der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA
erwartet, dessen Start für 2008 geplant ist. Als der
führende deutsche Partner innerhalb des Planck-Projekts wird sich
das Max-Planck-Institut für Astrophysik intensiv an der
Interpretation dieser neuen Daten beteiligen.
Simon White
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