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Supernova 1987A, eine Kollaps-Supernova, explodierte 1987 in
der Grossen Magellanschen Wolke. Das Bild zeigt eine Aufnahme des
Hubble-Weltraumteleskops (HST) von 1999. (NASA/STScI)
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Supernova 1994D, eine typische thermonukleare Supernova,
aufgenommen vom HST. (High-z search team/NASA/STScI)
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Supernova 2002ap, eine mögliche sog. Hypernova, die mit der
Entstehung von Gammastrahlen-Blitzen in Verbindung gebracht
werden. (Mnt. Hopkins/CfA)
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Supernovae sind astronomische Ereignisse, die über einen Zeitraum von
wenigen Wochen fast so hell leuchten wie eine ganze Galaxie. Man
erklärt sie mit der Explosion von Sternen, die entweder am Ende ihres
Lebens unter ihrer eigenen Schwerkraft zusammenfallen und dabei einen
Teil ihrer Masse in einer gewaltigen Stosswelle abstossen
(sog. Kollaps-Supernovae,
spektroskopisch in Supernova-Typen II und
Ib,c eingeteilt) oder solche, die nach einer langen Phase der Abkühlung
bei sehr hoher Dichte erneut Kernfusion zünden und innerhalb weniger
Sekunden verbrennen (sog. thermonukleare Supernovae bzw. Supernovae
vom Typ Ia).
Die Konferenz begann mit Vorträgen zu den möglichen
Vorläufersternen beider Klassen. Die Vorläufer der
Kollaps-Supernovae sind massive Sterne mit mehr als der zehnfachen
Masse der Sonne, deren Entwicklung stark von ihrer ursprünglichen
chemischen Zusammensetzung abhängen kann. Daraus lassen sich
Vorhersagen machen, wie sich die Eigenschaften und Häufigkeiten
dieser Ereignisse im Laufe der Entwicklung des Universums
verändern. Thermonukleare Supernovae entstehen dagegen nach unserem
derzeitigen Verständnis durch den Transfer von Masse auf einen
Weissen Zwergstern in einem Doppelsternsystem. Auch hier kann die
Metallhäufigkeit des Systems einen Einfluss auf die
Massen-Transferrate haben, jedoch ist eine genau Berechnung des
Effekts sehr schwierig. Die grosse Bedeutung, die
Typ Ia Supernovae
als kosmologische Standardkerzen erlangt haben, macht das
Verständnis derartiger Abhängigkeiten vom kosmologischen Alter noch
relevanter.
Am Nachmittag des ersten Konferenztages wurde der derzeitige Stand der
theoretischen Modelle vorgestellt. Diese Arbeiten, die auch einen der
Schwerpunkte des MPA bilden, benötigen enorme Rechenleistung auf
Hochleistungscomputern, um die letzten Sekunden eines explodierenden Sterns
nachzubilden. Im Fall der Kollaps-Supernovae ist es besonders wichtig,
die Wechselwirkung der Neutrinos, die im Innern des kollabierenden
Sterns entstehen, mit der Sternmaterie weiter aussen korrekt zu
modellieren. Hier gab es im vergangenen Jahr entscheidende
Fortschritte, aber noch ist unklar, ob sie zur vollständigen
Erklärung der Explosion ausreichen. Auch in bei Modellierung
thermonuklearer Supernovae wurden Fortschritte berichtet; hierzu
werden am MPA zur Zeit dreidimensionale Simulationen explodierender
Weisser Zwerge durchgeführt.
Der zweite Tag stand im Zeichen der Beobachtungen. Supernovae werden
allen verfügbaren Spektralbereichen, vom infraroten bis zum
ultravioletten Licht, und in zunehmend engeren Zeitabständen
beobachtet. In den Vorträgen wurden sowohl die Gemeinsamkeiten und
Korrelationen innerhalb der Supernova-Klassen, als auch die zum Teil
überraschenden Unterschiede im Detail hervorgehoben. Auch auf die
Herausforderungen bei den geplanten Supernova-Suchen in grossen
kosmologischen Entfernungen wurde hingewiesen.
Eines der Themen des dritten Tages war der Einfluss von Supernovae auf
die chemische Entwicklung der Galaxien. Statistische Modelle können
hier mit Beobachtungen der Spektren extrem metallarmer Sterne, die
Hinweise auf die allerersten Supernovae enthalten, und mit
Einschlüssen in Meteoriten aus der Frühzeit des Sonnensystems
verglichen werden. Zum Abschluss der Konferenz wurden die wohl
eindrucksvollsten Explosionen des Universums, die
sog. Gammastrahlen-Blitze, diskutiert. Eines der erfolgversprechensten
Modelle hierfür trägt den noch umstrittenen Namen ``Hypernova'' und
sieht in mancher Hinsicht aus wie eine ungewöhnliche Typ Ib,c
Supernova. Ihm liegt ein Massestrom (Jet) zugrunde, der mit nahezu
Lichtgeschwindigkeit
aus der Umgebung eines neu entstandenden schwarzen Lochs durch die
Hülle eines kollabierenden Sterns strömt und seine kinetische
Energie später in Gammastrahlung verwandelt. Es wurde beschrieben, wie
die Beobachtungen eines solchen Ereignisses, je nach Ausrichtung des
Jets zum Beobachter, aussehen könnten. Es gibt Indizien, dass solche
Phänomene bereits beobachtet wurden.
Jens Niemeyer
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