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Abb. 1:
Diese Visualisierung einer 3D hydrodynamischen Strahlungssimulation
zeigt, wie die Lithium-Linienstärke auf der Oberfläche einer
metallarmen Sternatmosphäre variiert.
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Abb. 2:
Diese Grafik zeigt die entsprechenden Linienprofile zu Abb. 1, wobei
eine dunkle Farbe eine höhere Dichte der Linienprofile andeutet. Das
räumlich gemittelte Profil ist schwarz eingezeichnet. Die zentralen
Positionen der Komponenten der 7Li- und 6Li-Linien sind
oben schwarz und rot markiert.
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Die Messung der Lithium-Isotopen-Verhältnisse in Sternen ist sehr
schwierig, sowohl was die Beobachtungen als auch was die Theorie
betrifft. Beobachter brauchen Daten von höchster Qualität, die nur
moderne Teleskope und Spektrographen liefern können, um die schwache
Signatur des leichteren Isotops von dem beobachteten
Hintergrundrauschen entwirren zu können - in der Praxis beträgt die
Nachweisgrenze von 6Li in metallarmen Sternspektren nur etwa 2% des
gesamten Lithiumgehalts. Darüber hinaus können viele Effekte das
Profil der Spektrallinie beeinflussen und dadurch das
Isotopenverhältnis verändern, daher müssen diese im Modell korrekt
beschrieben sein.
Zunächst führen thermische und konvektive Gasbewegungen zu
Doppler-Verschiebungen in den Spektrallinien, so dass realistische 3D
hydrodynamische Simulationen der Sternatmosphären nötig sind, wie
beispielsweise die am MPA berechneten Stagger-Modelle. Zweitens muss
man die großen Abweichungen vom lokalen thermodynamischen
Gleichgewicht (engl. local thermodynamic equilibrium - kurz LTE)
berücksichtigen, wenn die Verteilung der Atome in verschiedenen
Anregungs- und Ionisationszuständen korrekt beschrieben werden
soll. Derartig komplexe Berechnungen der Linienbildung sind teuer und
müssen mehrere Wochen lang auf leistungsstarken Multi-Core-Computern
laufen. Daher konnten bisher nicht alle Effekte gleichzeitig
berücksichtigt werden und vereinfachende Annahmen wurden gemacht.
Zum ersten Mal wurde nun eine kombinierte 3D, nicht-LTE-Methode
angewendet, um die Lithium-, Natrium-und Kalzium-Spektrallinien in
vier sehr metallarmen Sterne zu modellieren. Dabei sollte das
Lithium-Isotopenverhältnis bestimmt werden, die anderen neutralen
Elemente wurden zur Kalibration der unbekannten, projizierten
Rotationsgeschwindigkeit der Sterne herangezogen. Überraschenderweise
fanden die Astronomen in keinem der Sterne bedeutende Vorkommen des
leichteren 6Li, entgegen der in mehreren Studien der vergangenen zwei
Jahrzehnte vorgelegten Hinweise.
Die verfeinerten Modelle zeigen insbesondere, dass die LTE-Annahme zu
einer systematischen Überschätzung und sogar zu Fehldetektionen von
6Li über einen breiten Parameterbereich hinweg führt. Ein
interessantes Beispiel hierfür ist der metallarme Stern HD84937, der
einen Großteil seines Brennstoffes aufgebraucht hat. Mindestens drei
konkurrierende Studien führen einen unstrittigen Nachweis von 6Li vor,
während das neue Modell keine signifikanten Anzeichen des Isotops
zeigt.
Die Ergebnisse für alle vier Sterne stimmen erfreulicherweise sehr gut
mit den Vorhersagen des Standardmodells der Urknall-Nukleosynthese
überein, bei der nur unwesentliche Mengen des leichteren Isotops
entstehen. Damit bleibt allerdings die Frage offen, warum die
Elementhäufigkeiten von 7Li geringer sind als die Vorhersagen aus dem
Urknall. Unser 3D NLTE-Modell stärkt die spannende Hypothese, dass
Sterne für beide Lithiumisotopen als Senke wirken können, was im Laufe
der Zeit zum einem allmählichen Verschwinden dieser und schwererer
Elemente aus ihren Atmosphären führt. Diese langsame Diffusion wurde
theoretisch postuliert und könnte erklären, warum die beobachteten
stellaren Häufigkeiten von schwerem Lithium niedriger sind als
erwartet. Somit könnten beide kosmologischen Lithium-Probleme, mit
denen Teilchenphysiker und Astrophysiker seit dem Start des
WMAP-Satelliten kämpfen, durch eine verbesserte Physik der
Sternatmosphären gelöst werden.
Karin Lind (MPA), Jorge Melendez (Department of Astronomy, University
of Sao Paulo, Brasil), Martin Asplund (Mount Stromlo Observatory,
Australian National University, Australia), Remo Collet (Mount
Stromlo Observatory, Australian National University, Australia),
Zazralt Magic (MPA)
Originalveröffentlichung
Lind K., Melendez J., Asplund M., Collet R. & Magic Z.,
"The lithium isotopic ratio in very metal-poor stars",
(submitted to A&A)
Weitere Artikel
Asplund, M., Lambert, D. L., Nissen, P. E., Primas, F., & Smith, V.V.,
"Lithium Isotopic Abundances in Metal-poor Halo Stars",
2006, ApJ, 644, 229
Cayrel, R., Steffen, M., Chand, H., et al.,
"Line shift, line asymmetry, and the 6Li/7Li isotopic ratio determination",
2007, A&A, 473, L37
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