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Moderne Observatorien liefern Bilder des Himmels mit hoher
räumlicher Auflösung. In der Röntgen- und Gamma-Astronomie werden
einzelne Photonen detektiert und in Rohbilder eingetragen. Da die
Anzahl der detektierten Photonen zu einem gewissen Grad zufällig ist,
leiden die Rohbilder unter einer Granulierung aufgrund des sogenannten
Schrotrauschens. Des Weiteren hinterlassen auch eine inhomogene
Himmelsabdeckung und instrumentelle Effekte ihre ungewünschten Spuren.
Die unvollkommene Optik eines Teleskops kann
beispielsweise Punktquellen zu verschwommenen Klecksen verschmieren.
Außerdem ist die Emission am Himmel oft eine schwer zu entwirrende
Überlagerung verschiedener Quellen, da die einzelnen Photonen nicht
eindeutig den ursprünglichen Quellen zugeordnet werden können. Daher
stellt es eine große Herausforderung dar, das ursprüngliche
Himmelsbild hochaufgelöst zu rekonstruieren und die astrophysikalisch
relevante Information über die einzelnen Strahlungsquellen aus den
Daten zu extrahieren.
Zu diesem Zweck entwickelten die Garchinger Wissenschaftler einen
neuartigen, intelligenten Bildgebungsalgorithmus, der die
Photonenbeobachtungen entrauscht, entfaltet und entwirrt. Dies drückt
die englische Abkürzung "D³PO" aus, welche für "Denoise, Deconvolve,
and Decompose Photon Observations" steht. "Entrauschen" bezeichnet
hier eine Rauschunterdrückung, die die spezifischen statistischen
Eigenschaften des Schrotrauschens berücksichtigt. "Entfaltung" ist
die Korrektur instrumenteller Artefakte, wie sie die unvollkommene
Optik des Instruments verursachen kann. Verschmierte Punktquellen
werden hierbei auf ein einzelnes Pixel abgebildet und somit geschärft.
Schlussendlich, bedeutet "Entwirrung" die Aufspaltung des Rohbildes in
zwei separate Bilder, eines mit ausgedehnten, diffusen und eines mit
punktförmigen Quellen. Diese "Entwirrung" ist die schwierigste
Aufgabe, weil der Algorithmus entscheiden muss, wie die beobachteten
Photonen auf die zwei unterschiedlichen Quellbilder am natürlichsten
aufzuteilen sind.
Um all dies gleichzeitig zu erreichen, nutzt der D³PO Algorithmus die
sogenannte Wahrscheinlichkeitslogik. Diese bewertet mögliche Bilder
des Himmels gemäß ihrer Wahrscheinlichkeit, dass dieses Bild die
beobachteten Daten erzeugt hat — gleichzeitig muss es konsistent mit
unserem Vorwissen über die Photonenquellen sein. So kennt der
Beobachter beispielsweise das typische Fleckenmuster, das Punktquellen
in den Rohbildern erzeugen. Dieses Vorwissen nutzt D³PO um zu
entscheiden, ob eine bestimmte Bildstruktur eher eine Punktquelle,
eine ausgedehnte Quelle oder nur ein Rauschartefakt ist. Die von
D³PO verwendete Wahrscheinlichkeitslogik wurde mittels der
Informationsfeldtheorie
entwickelt, welche eine bequeme Sprache zur Herleitung optimaler
Bildgebungsmethoden bereitstellt.
Die Bilder, die der D³PO Algorithmus liefert, sind nicht nur von
Rausch- und Instrumentfehlern bereinigt, sondern trennen auch den
Photonenfluss in ausgedehnte und punktförmige Quellen — ein
essentieller Schritt für die Dateninterpretation in der Röntgen- und
Gamma-Astronomie. So können einerseits ausgedehnte Emissionsgebiete,
wie galaktische Wolken, Galaxienhaufen oder unaufgelöste kosmische
Hintergrundstrahlung, ohne die sie überstrahlenden Punktquellen
studiert werden. Andererseits, können Punktquellen, wie
Neutronensterne oder quasi-stellare Objekte (sogenannte Quasare), in
den Aufnahmen frei von irgendwelchen Hintergründen untersucht werden.
Der D³PO Algorithmus wird derzeit am Max-Planck-Institut für
Astrophysik auf Daten des Chandra-Röntgenobservatoriums und des
Fermi-Gammastrahlen-Weltraumteleskops angewandt. Die resultierenden
Bilder werden den Astrophysikern hoffentlich bald eine schärfere Sicht
auf das hochenergetische Universum ermöglichen.
Marco Selig, Torsten Enßlin und Hannelore Hämmerle
Background:
Der D³PO Algorithmus wurde von Marco Selig am Max-Planck-Institut für
Astrophysik entwickelt. Marco Selig ist derzeit ein Doktorand in der
Forschergruppe von Torsten Enßlin und untersucht Methoden in der
Informationsfeldtheorie zur Bildgebung in der Hochenergieastrophysik.
Seine Implementierung des D³PO Algorithmus wird in naher Zukunft
öffentlich zugänglich sein.
References:
Marco Selig and Torsten A. Enßlin,
"Denoising, Deconvolving, and Decomposing Photon Observations",
submitted to Astronomy & Astrophysics,
http://arxiv.org/abs/1311.1888
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