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Strahlenförmige Ausflüsse von heißem Gas, im
Fachjargon Jets genannt, kommen im Universum sehr häufig vor. Ein
bekanntes Beispiel findet sich in sogenannten "aktiven" Galaxien, in
deren Kernregion sich solche Jets bilden und schließlich enorme
Distanzen zurücklegen. Die Länge des Jets kann dabei das
milliardenfache der Größe der Kernregion betragen, in
welcher er entsteht. Die Kernregion selbst besteht dabei aus einem
supermassiven Schwarzen Loch, das über eine sogenannte
Akkretionsscheibe Materie aufsaugt und dabei noch schwerer wird. Eine
ähnliche Situation findet sich in Protosternen, wo aus einer
Wasserstoffwolke ein Stern erwächst, mit dem Unterschied dass das
zentrale Objekt nicht ein Schwarzes Loch sondern der werdende Stern
ist. Jets aus solchen Objekten überbrücken ebenfalls enorme
Distanzen von etwa der millionenfachen Entfernung zwischen Erde und
Sonne. Schließlich gibt es noch Jets, die nicht direkt
beobachtet werden können, die aber mit der Erzeugung von
kurzzeitigen, explosionsartigen Strahlungsausbrüchen, sogenannten
Gammastrahlenblitzen, in Verbindung stehen. Auch hinter diesen
Ereignissen steht vermutlich ein Schwarzes Loch mit einer
Akkretionsscheibe, das im Kern eines supermassiven, rasch rotierenden
Sterns am Ende seiner Lebenszeit entsteht.
Eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Jets spielen
vermutlich Magnetfelder, die in dem sich drehenden zentralen Objekt
(z.B. der oben erwähnten Akkretionsscheibe) verankert sind. Durch
die Drehung wird das Magnetfeld schraubenförmig verdrillt, was zu
einer Kraft führt, die die Materie innerhalb des Jets
beschleunigt. Allerdings sind solche Jets potentiell instabil: kleine
"Knicke" im Jet neigen dazu, mit der Zeit größer zu
werden. Dies kann sogar so weit gehen, dass der Jet zerstört
wird. Das prinzipiell selbe Problem tritt übrigens auch in
Kernfusionsexperimenten auf.
Mit den neuen Rechnungen ist es nun gelungen, magnetisch beschleunigte
Jets in Simulationen nachzubilden und deren Entwicklung bis zu einer
großen Entfernung von der Quelle zu verfolgen. Es stellte sich
heraus, dass Jets durch Instabilitäten nicht zwangsläufig
zerstört werden. Vielmehr entstehen schlangenförmige
Strukturen, die auch in Beobachtungen von echten Jets gefunden
werden. Das Magnetfeld wird teilweise dissipiert, d.h. es wird
"vernichtet" und die in ihm steckende Energie wird in Wärme
umgewandelt. Die betreffenden Stellen würden in Beobachtungen als
helle Knoten sichtbar sein.
Die Rechnungen haben gezeigt, dass Jet-Simulationen große
Entfernungen abdecken müssen um realistisch zu sein, was sie
entsprechend aufwendig macht. Hier gibt es angesichts der ständig
wachsenden Computerleistung auch in Zukunft noch viel Raum für
Fortschritte.
Rainer Moll
Weitere Informationen:
R. Moll, H. C. Spruit & M. Obergaulinger,
"Kink instabilities in jets from rotating magnetic fields",
in Astronomy & Astrophysics, volume 492, pp. 621--630
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