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Abb. 1:
Die Beobachtungen von einigen der ältesten bekannten Sterne in unserer
Milchstraße wurden mit dem Very Large Telescope (VLT) der Europäischen
Südsternwarte in Chile gemacht. Das VLT besteht aus vier einzelnen
Teleskopen, von denen jedes einen Spiegeldurchmesser von 8,2 Metern
besitzt. Es ist damit eines der größten optischen Instrumente der
Welt.
Bildquelle: Pierre Kervella (Paris-Meudon Observatory) und
European Southern Observatory
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Abb. 2:
Weil das Sonnensystem in der Ebene der Milchstraß liegt, kann man
von der Erde aus keine Gesamtaufnahme unserer Heimatgalaxie machen.
Dieses Bild zeigt daher die der Milchstraße nächstgelegene große
Galaxie, den Andromedanebel, der ein sehr ähnliches Aussehen besitzt.
Auch er ist eine Spiralgalaxie, die aus einer Scheibe und einer zentralen
Verdickung von Sternen besteht. Letztere wird im Englischen mit `bulge'
bezeichnet. Die ältesten Sterne befinden sich in einem weit ausgedehnten
Halo, das die Scheibe und die zentrale Verdickung umgibt.
Bildquelle: Robert Gendler
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Abb. 3:
Gezeigt ist das Verhältnis der Häufigkeiten von Kohlenstoff zu
Sauerstoff, [C/O] (vertikale Achse), als Funktion des Gehalts der Sterne an Sauerstoff
(gemessen als Verhältnis [O/H], horizontale Achse). Beide Verhältnisgrößen
sind auf die Werte in der Sonne normiert und logarithmisch wiedergegeben, d.h.
[C/O]=0 entspricht dem solaren Wert und [C/O]=-1 einem um das Zehnfache geringeren
Wert als in der Sonne. Genauso ist [O/H]=0 der Sauerstoffgehalt (relativ zur
Häufigkeit von Wasserstoff) in der Sonne und [O/H]=-3 entspricht Sternen, in denen
Sauerstoff 1000 mal seltener vorkommt als im solaren Gas. Da der Sauerstoffanteil im
interstellaren Gas mit der Zeit stetig angestiegen ist, wird die
horizontale Achse allgemein als Zeitachse verstanden: niedrigere Sauerstoffhäufigkeit
bedeutet ältere Sterne, d.h. Sterne, die früher entstanden sind. Die roten
Dreiecke markieren die neuen Beobachtungen mit dem Very Large Telescope,
während die blauen Kreise für sonnenähnliche Sterne in der galaktischen
Scheibe stehen, die von Bensby & Feltzing (2006) analysiert wurden. Das zunehmende [C/O]
Verhältnis bei geringem [O/H] (ältere Sterne) läßt sich als Ergebnis der
Elemententstehung in der allerersten Sterngeneration interpretieren
(grüne durchgezogene Linie). Modelle ohne die Beiträge dieser Sterne sagen
viel zu geringe Werte für [C/O] voraus (schwarze gestrichelte Kurve).
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Alle chemischen Elemente im Universum außer Wasserstoff und Helium
sind durch Kernreaktionen im Innern der Sterne entstanden und werden
bei deren explosivem Tod ins interstellare Medium geschleudert. Aus
dem so angereicherten interstellaren Gas bilden sich dann die
nächsten Sterngenerationen. Auf diese Weise nimmt der Anteil von
Elementen schwerer als Helium in den Galaxien und im Universum laufend
zu. Jedes chemische Element hat seinen eigenen besonderen stellaren
Ursprung. So kommt der Sauerstoff, den wir atmen, aus Sternen, die
mehr als acht mal schwerer sind als die Sonne, wogegen der Kohlenstoff
in unseren Zellen vorwiegend von sonnenähnlichen Sternen stammt.
Weil Sterne wie unsere Sonne viele Milliarden Jahre leben, können
sie aber nicht für die Kohlenstroffanreicherung des kosmischen
Gases zur Entstehungszeit unserer Milchstraße verantwortlich
sein. Daher könnte man erwarten, dass die astronomischen
Fossilien aus jener Zeit, nämlich die ältesten noch
existierenden Sterne in der Milchstraße, relativ wenig Kohlenstoff
enthalten sollten.
Astronomen können durch Beobachtung der Strahlung, die von
Sternen ausgeht, Rückschlüsse auf die chemische Komposition
der Sternmaterie ziehen, denn die verschiedenen Elemente machen sich
durch Absorptionslinien bei charakteristischen Wellenlängen im
Sternspektrum bemerkbar. Unter Benutzung eines realistischen Modells,
das die Spektrenbildung in den äußeren Sternschichten, der
sog. Sternatmosphäre, beschreibt, kann dann auf die
Häufigkeit beispielsweise von Kohlenstoff oder Eisen im Sterngas
geschlossen werden. Eine Forschungsgruppe, geleitet durch den
Doktoranden Damian Fabbian von der Australian National University und
Prof. Martin Asplund vom Max-Planck-Institut für Astrophysik, hat
einige der ältesten Sterne der Milchstraße mit dem Very Large
Telescope der Europäischen Südsternwarte in Chile
beobachtet. Zudem hat das Team die Spektrenentstehung unter
Berücksichtigung bislang vernachlässigter Atomprozesse
modelliert, was die theoretischen Vorhersagen zuverlässiger
macht.
Zu ihrer Überraschung fand die Forschergruppe, dass die sehr
alten Sterne große Mengen Kohlenstoff enthalten, gleichzeitig aber
weniger Sauerstoff als aus früheren Studien geschlossen worden
war. Tatsächlich ist die relative Häufigkeit von Kohlenstoff
zu Sauerstoff, welche in den chemisch ursprünglichsten der
beobachteten Sterne gesehen wurde, dieselbe wie in der Sonne. Die
Kohlenstoff- und Sauerstoffatome müssen dabei aus einer noch
früheren Sterngeneration stammen, den frühesten Sternen im
jungen Universum. Diese sog. ersten Sterne sind nie direkt gesehen
worden, weil sie heute längst verloschen sind, aber sie
müssen sich stark von den heutigen Sternen unterschieden
haben. In der Tat zeigen aktuelle theoretische Entwicklungsrechnungen,
dass selbst sehr massereiche Sterne, die anfänglich nur aus
Wasserstoff und Helium bestanden, die gemessenen großen Mengen
Kohlenstoff erzeugen können. Mit ihren neuen Beobachtungen sind
die Forscher nun diesen chemischen Fingerabdrücken auf der Spur,
die von Kernreaktionsprozessen in der ersten, längst vergangenen
Sterngeneration hinterlassen wurden.
Martin Asplund
Veröffentlichungen:
Damian Fabbian, Martin Asplund, Paul Barklem, Mats Carlsson and Dan Kiselman,
"Neutral oxygen spectral line formation revisited with new
collisional data: large departures from LTE at low metallicity",
2008, eingereicht bei Astronomy & Astrophysics
Damian Fabbian, Poul Erik Nissen, Martin Asplund and Max Pettini,
"The [C/O] ratio at low metallicity: constraints on early chemical evolution
from observations of Galactic halo stars", 2008, eingereicht bei Astronomy & Astrophysics
Damian Fabbian, "Chemical compositions of stars in the light of non-LTE
spectral line formation: the evolution of carbon and oxygen in the Galaxy",
2008, Doktorarbeit, Australian National University
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