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Abb. 1:
Der "merger tree" einer simulierten BCG.
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Abb. 2:
Die Masse im Hauptast (blau) und die Gesamtmasse an gebildeten
Sternen (grün) als Funktion der Zeit für ein Ensemble
simulierter BCGs. Die durchgezogenen Linien zeigen den Median, die
schraffierten Bereiche die Streuung.
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Hellste Haufengalaxien (auf englisch "Brightest Cluster Galaxies", BCGs)
sind die extrem hellen Galaxien in den Zentren von Galaxienhaufen (
Research Highlight November 2003 ,
Research Highlight March 2007 ). Diese Galaxien gehören zu den
leuchtkräftigsten und massereichsten Objekten im heutigen Universum und
ihre Entstehungsgeschichte beinhaltet komplizierte physikalische Prozesse
wie "cooling flows" und "Kannibalismus". Ersterer bezieht sich darauf, dass
das heiße Gas (typischerweise 2-14 keV) in den Zentren von
Galaxienhaufen durch Abstrahlung von Röntgenstrahlen Energie
verliert. Wenn das Gas auf diese Art kühlt, sinkt der Druck, und
infolgedessen kontrahiert und verdichtet sich das Gas. Der zweite
Mechanismus resultiert daraus, dass ein sich bewegendes Objekt kinetische
Energie und Impuls durch gravitative Wechselwirkung mit der umgebenden
Materie verliert. Dadurch sinken Galaxien in Galaxienhaufen allmählich
ins Zentrum, wo sie mit der zentralen Galaxie verschmelzen.
Wissenschaftler am MPA haben die Entstehung und Entwicklung von BCGs
anhand der Millennium Simulation untersucht - der zur Zeit größten
kosmologischen Simulation Dunkler Materie (
Research Highlight August 2004) modellieren zu können, haben
Gabriella De Lucia & Jeremy Blaizot die hochauflösende N-Teilchen
Simulation mit semi-analytischen Modellen der Galaxienentstehung gekoppelt
(
Research Highlight May 2004). In diesen Modellen
werden die baryonischen Komponenten (Gas und Sterne) und ihre Entwicklung auf
die Entstehungsgeschichten Dunkler Materie Halos "aufgemalt" anhand
einfacher Beziehungen, welche auf Beobachtungen und theoretischen Argumenten
basieren.
Abb. 1 zeigt die Entstehungsgeschichte einer BCG. Unter Astronomen
wird dieses Diagramm als "merger tree" ("Verschmelzungsbaum") bezeichnet,
und entspricht dem Stammbaum einer Galaxie. Die BCG wird ganz oben im
Diagramm gezeigt, und ihre Vorfahren (und deren Entstehungsgeschichten)
werden rekursiv, in der Zeit rückläufig gezeigt. Galaxien mit
stellaren Massen größer als ~10^10 Sonnenmassen werden durch
Symbole angezeigt, masseärmere Galaxien als Linien. Die
Größe der Symbole skaliert mit der stellaren Masse, während
die Farbe mit der Farbe der Galaxie skaliert, und somit als Anzeichen des
mittleren Alters der Sternenpopulation gesehen werden kann. Der linke "Ast"
in Abb. 1 ist der "Hauptast" ("main branch"). Dieser entsteht dadurch, dass
man zu jedem Zeitschritt die Galaxie mit dem Vorfahren mit der größten
stellaren Masse des vorigen Zeitschrittes (dem Hauptvorfahren)
verbindet. Wie Abb. 1 zeigt, genügt der Hauptast nicht, um die
Eigenschaften der endgültigen Galaxie zu erklären. Zu frühen
Zeiten kann die BCG nicht als einzelnes Objekt, sondern nur als das Ensemble
ihrer Vorfahren beschrieben werden. Später enthält der Hauptast
dann einen Großteil der endgültigen Masse, aber dies gilt nicht
zu früheren Zeiten, wo der Hauptvorfahre kaum mehr Masse besitzt als
die anderen Vorfahren (bzw. Äste).
Angesichts der Komplexität der Verschmelzungsgeschichte in Abb. 1 ist
es hilfreich, gewisse Zeitpunkte zu definieren, die wichtige Phasen in der
Entstehung der BCG markieren. Insbesondere bezeichnen wir als "assembly
time" den Zeitpunkt, an dem der Hauptvorgänger die Hälfte der
endgültigen stellaren Masse der BCG enthält, und als "formation
time" den Zeitpunkt, an dem die Gesamtmasse an bereits gebildeten Sternen
die Hälfte der endgültigen stellaren Masse erreicht. Mit
Gesamtmasse meinen wir zu jeder Epoche die Summe der stellaren Massen all
der zu diesem Zeitpunkt vorhandenen Vorfahren (also die Projektion von
Abb. 1 auf die vertikale Zeitachse).
Abb. 2 zeigt die Masse im Hauptast (blau) und die Gesamtmasse an gebildeten
Sternen (grün) als Funktion der Zeit. Die durchgezogenen Linien und
schraffierten Bereiche zeigen den Median und die Streuung für ein
Ensemble von 125 BCGs. Für fast alle BCGs hat sich die Hälfte der
Sterne der endgültigen Galaxie bereits vor mehr als 10 Milliarden
Jahren gebildet. Erst viel später (typischerweise nach etwa 7
Milliarden Jahren) befinden sich diese Sterne in einem einzelnen,
massereichen System. Da allerdings die meisten Galaxien, die mit der BCG
verschmelzen, hauptsächlich alte Sterne und nur noch wenig Gas
enthalten, ändern diese Verschmelzungen nicht das mittlere Alter der
BCGs heute.
Die simulierten BCGs sind deshalb alt (d.h. ihre Sterne sind sehr früh
entstanden), aber ihre Masse wurde erst spät zusammengefügt. Die
Massenzunahme in den letzten ~8 Milliarden Jahren in diesen Modellen scheint
qualitativ mit Beobachtungen übereinzustimmen. Zukünftige
detaillierte Vergleiche mit Beobachtungen werden genauere Beschreibungen
der physikalischen Prozesse ermöglichen, die die Entstehung und
Entwicklung dieser speziellen Objekte regulieren.
Gabriella De Lucia and Jeremy Blaizot
Veröffentlichung
Gabriella De Lucia, Jeremy Blaizot
"The hierarchical formation of the
brightest cluster galaxies",
Mon. Not. R. Astron. Soc., 375, 2 (2007)
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