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Supernovae sind gigantische Explosionen von roten oder blauen
Riesensternen, die man noch in Entfernungen von Millionen von
Lichtjahren beobachten kann. Sie leuchten für mehrere Wochen so hell
wie eine ganze Galaxie, die aus Hunderten von Milliarden Sternen
besteht. Das optische Spektakel beginnt, wenn die Explosionswelle, die
im von aussen nicht sichtbaren Sternzentrum ausgelöst wird, die
oberflächennahen Schichten des Sterns erreicht. Da Riesensterne
extrem groß sind (Radien von 30 bis 500 Millionen km), setzt der
spektakuläre Ausbruch erst Stunden nach dem eigentlichen Beginn der
Katastrophe ein, obwohl die Explosionswelle mit Geschwindigkeiten von
einigen 10000km/sec durch den Stern rast. Im Zentrum des Sterns
kollabiert der ausgebrannte stellar Kern, der eine Masse besitzt, die
etwas größer als die unsere Sonne ist, in Bruchteilen einer Sekunde
zu einem Neutronenstern (Fig.1). Die dabei frei werdende Energie
verursacht die Supernovaexplosion.
Die einzigen Möglichkeiten, direkte Informationen über die Vorgänge
im Zentrum einer Supernova zu bekommen, sind Beobachtungen
von Neutrinos, die beim Entstehen des Neutronensterns in riesiger Zahl
ausgesandt werden, und von Gravitationswellen. Letztere werden immer
dann erzeugt, wenn der Kollaps nicht perfekt sphärisch
verläuft. Im Gegensatz zu elektromagnetischen Wellen, die
Schwingungen des elektromagnetischen Feldes in Raum und Zeit sind,
schwingt im Falle von Gravitationswellen das Raumzeitgefüge selbst.
Nach Einstein, der die Existenz von Gravitationswellen erstmals
vorhergesagt hat, werden Gravitationswellen immer erzeugt, wenn sich
Materie (oder äquivalent dazu Energie) nicht kugelsymmetrisch
verteilt ist und beschleunigt
bewegt. Die Entstehung starker, d.h. messbarer Signale erfordert aber
extrem starke Gravitationsfelder und sehr schnelle Bewegungen mit fast
Lichtgeschwindigkeit. Beide Bedingungen sind zum Beispiel im Falle von
Supernovae oder bei der Kollision zweier Neutronensterne
erfüllt.
Die Forscher am Max-Planck-Institut für Astrophysik konnten zeigen,
dass eine Supernova, die in unserer Milchstraße oder in ihrer
unmittelbaren Nachbarschaft explodiert, ein Gravitationswellensignal
aussendet, das man mit den
Gravitationswellendetektoren,
die zur Zeit in Betrieb oder im Aufbau sind, nachweisen kann.
Bisher war man davon ausgegangen, dass der Hauptbeitrag zum
Gravitationswellensignal dann entsteht, wenn der Kollaps des
rotierenden stellaren Kerns beim Erreichen von Neutronensterndichten
abrupt gebremst wird (Rückprallsignal). Nach der neuen Studie sind aber
turbulente Massenbewegungen (Fig.2), die im Innern und um den
entstehenden Neutronensterns herum auftreten, die wichtigste
Quelle von Gravitationswellen (Fig.3). Besonders interessant ist
dabei, dass die turbulenten Plasmaströmungen unabhängig davon
auftreten, ob der Stern rotiert oder nicht, also stellare Kerne
starke Gravitationswellensiganle auch dann produzieren, wenn
sie nicht durch Rotation deformiert sind. Die
heftigen Massenbewegungen wühlen dabei große Bereiche im Sterninnern
auf, so dass die dort entstehenden Neutrinos ebenfalls asphärisch
aus dem Stern entweichen und daher ein starkes
Gravitationswellensignal erzeugen. Aufgrund dieser Tatsachen gehen
die Max-Planck-Forscher davon aus, dass eine gleichzeitige Messung des
Gravitationswellen- und des Neutrinosignals einer galaktischen
Supernova entscheidende direkte Informationen über die Vorgänge
im "Herz" einer Supernova liefern wird.
Ewald Müller
Literatur:
Müller, E., Rampp, M., Buras, R., Janka, H.-T. und Shoemaker, D.H.,
Astrophysical Journal 603 (2004) 221-230
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