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  Zwei ausgezeichnete Arbeiten erhalten den Kippenhahn-Preis

Zwei ausgezeichnete Arbeiten erhalten den Kippenhahn-Preis

Die Nominierungen für den Kippenhahn-Preis in diesem Jahr waren beide gleichermaßen exzellent und zugleich völlig unterschiedlich, so dass die Jury sich entschied, den Preis dieses Jahr zu teilen und die Auszeichnung an Florian Hanke und Francesco de Gasperin gemeinsam zu vergeben. In seiner Veröffentlichung "Is strong SASI activity the key to successful neutrino-driven supernova explosions?" untersuchte Florian Hanke diese sehr energiereichen Ereignisse am Lebensende eines Sterns in drei Dimensionen und verglich seine Ergebnisse mit zweidimensionalen Modellen. Francesco de Gasperin analysierte Radiodaten in einem großen, komplexen Projekt und veröffentlichte seine Ergebnisse in der Publikation "M87 at metre wavelengths: the LOFAR picture".

Abb. 1: Preisträger Florian Hanke (zweiter von links) mit seinem Doktorvater Hans-Thomas Janka, MPA-Direktor Simon White und Ewald Müller als Vertreter der Jury.
© H.-A. Arnolds, MPA

Abb. 2: Preisträger Francesco de Gasperin (links) mit MPA-Direktor Simon White, seiner Betreuerin und MPA-Direktorin Guinevere Kauffmann und Ewald Müller als Vertreter der Jury.
© H.-A. Arnolds, MPA

Florian Hankes Arbeit bestand in einer Verallgemeinerung des bestehenden Simulationsprogramms für Kernkollaps-Supernovae von zwei auf drei räumliche Dimensionen. Als Lernschritt zur Benutzung des Programms und der Supernovaphysik sollte er die Ergebnisse einer Konkurrenzgruppe reproduzieren, die behauptet hatte, dass 3D-Explosionen wesentlich einfacher, schneller und energiereicher als in zwei Dimensionen ablaufen. Doch trotz sehr sorgfältiger und langwieriger Tests konnte er die Ergebnisse der anderen Gruppe nicht bestätigen. Seine Veröffentlichung erregte sofort sehr große Aufmerksamkeit (mit bisher fast 70 Zitierungen) und führte zu kontroversen Diskussionen; inzwischen haben mehrere andere Gruppen die Gültigkeit von Florians Ergebnissen bestätigt. Dies zeigt, dass Fortschritt in der Wissenschaft nicht nur auf der schnellen und herausragenden Veröffentlichung neuer Erkenntnisse beruht, sondern auch auf der langwierigen und sorgfältigen Überprüfung von Behauptungen - derartige Arbeiten sollten einen viel höheren Stellenwert erhalten, als dies oft der Fall ist.

Francesco de Gasperin ist Erstautor auf einer Veröffentlichung mit 95 weiteren Autoren, was sehr untypisch für eine Arbeit ist, die für den Kippenhahn-Preis ausgewählt wird. Er arbeitet mit LOFAR-Daten in einem Projekt, das ein großes Konsortium von Astronomen aus vielen verschiedenen Institutionen und Ländern umfasst. Als Francesco sich dem LOFAR-Datenpipeline-Team anschloss, war die Infrastruktur noch gar nicht vorhanden. Mit Hilfe von Kollegen aus den Niederlanden stürzte er sich in das Projekt und wurde schnell selbst zu einem kompetenten technischen Experten. In der Frühphase des Projekts erhielt er bereits viel Beobachtungszeit um das Zentrum des Virgo-Haufens zu untersuchen, in dem sich ein massereiches Schwarzes Loch verbirgt. Francescos Beobachtungen lieferten deutliche Einschränkungen in Bezug auf frühere Vorgänge in diesem aktiven Kern und seine detaillierte Spektralanalyse des erweiterten Radio-Halos zeigte, dass ein Modell mit einer kontinuierlichen Einspeisung von relativistischen Elektronen in die Materie innerhalb des Haufens die Daten am besten erklärt - das erste bedeutende Wissenschaftsergebnis des LOFAR-Projekts. Als "Pionier" stellte sich Francesco den großen Herausforderungen und auch dem Risiko zu scheitern – LOFAR wird in Zukunft noch viele große wissenschaftliche Ergebnisse liefern.

Bedauerlicherweise konnte der ehemalige MPA-Direktor und Stifter des Preises, Rudolph Kippenhahn, der Zeremonie am 20. September nicht persönlich beiwohnen, sondern gratulierte den Preisträgern aus der Ferne. Seit 2008 werden mit dem Preis Originalität, Bedeutung für die Wissenschaft und die Qualität des Schreibens bei der besten wissenschaftlichen Arbeit eines Studenten am MPA im Vorjahr ausgezeichnet.

Originalpublikationen:

Florian Hanke, Andreas Marek, Bernhard Müller, and Hans-Thomas Janka, "Is strong SASI activity the key to successful neutrino-driven supernova explosions?", The Astrophysical Journal 755 (2012) 138 linkPfeilExtern.gifhttp://arxiv.org/abs/1108.4355

F. de Gasperin, et al., "M87 at metre wavelengths: the LOFAR picture", Astronomy & Astrophysics 547 (2012) A56 linkPfeilExtern.gifhttp://de.arxiv.org/abs/1210.1346


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© 2003, Max-Planck-Gesellschaft, München
Letzte Änderung: 14.10.2013