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Sterne mit mehr als der acht- bis zehnfachen Masse unserer Sonne
beenden ihr Leben in einer gewaltigen Explosion, bei der das stellare
Gas mit ungeheurer Wucht in den umgebenden Raum geschleudert
wird. Solche Supernovaexplosionen gehören zu den energiereichsten und
hellsten Phänomenen im Universum und können für Wochen die Strahlkraft
einer ganzen Galaxie erreichen. Sie sind der kosmische Ursprungsort
chemischer Elemente wie Kohlenstoff, Sauerstoff, Silizium und Eisen,
aus denen unsere Erde und unser Körper bestehen, und welche in
schweren Sternen über Jahrmillionen erbrütet oder bei der
Sternexplosion frisch erzeugt werden.
Aber was verursacht den Supernovaausbruch des Sterns? Wie kommt es zur
Umkehr seiner Implosion zu einer Explosion? Die genauen Vorgänge, die
sich hierbei abspielen, sind immer noch Gegenstand intensiver
Forschung. Leider (oder zum Glück!) lassen sich die Prozesse im
Zentrum explodierender Sterne weder im Labor nachmachen, noch kann man
sie im tiefen Innern des Sterns, verborgen von vielen Sonnenmassen
dichten stellaren Gases, direkt beobachten. Die Forschung ist daher
auf extrem aufwändige Computermodelle angewiesen, in denen die
komplizierten mathematischen Gleichungen gelöst werden, mit denen die
Bewegung des Sterngases und die Physik bei den extremen Temperaturen
und Dichten im kollabierenden stellaren Kern beschrieben werden. Dazu
werden die leistungsstärksten existierenden Supercomputer eingesetzt,
und dennoch konnten bis vor kurzem solche Berechnungen nur mit groben
Vereinfachungen durchgeführt werden.
Mit der Förderzusage für das Projekt „Modeling Stellar Collapse and
Explosion: Evolving Progenitor Stars to Supernova Remnants” haben die
Wissenschaftler nun die Möglichkeit, die Abläufe in kollabierenden
Sternen anhand detaillierter Computermodelle erstmals in allen drei
Raumdimensionen nachzuvollziehen. Ziel dieses ambitionierten Projekts
ist es, einerseits verlässlichere Vorhersagen der bei Sternexplosionen
erzeugten chemischen Elemente sowie der bei einer zukünftigen
galaktischen Supernova messbaren Neutrino- und
Gravitationswellensignale zu erhalten. Andererseits sollen die
theoretischen Modelle helfen, die in vielen Einzelheiten beobachteten
Eigenschaften von gasförmigen und kompakten Überresten naher,
vergangener Supernovae besser zu verstehen. Dies soll umgekehrt
Rückschlüsse auf die immer noch unklaren Abläufe erlauben, welche im
Sterninnern die Explosion auslösen.
Der ERC wird das Simulationsprojekt fünf Jahre lang mit bis zu 2,9
Millionen Euro unterstützen. Laut Ausschreibung sollen die geförderten
Projekte sowohl hinsichtlich der zu erwartenden wissenschaftlichen
Erfolge als auch in Bezug auf die Kreativität und Originalität
ehrgeizige Ziele verfolgen. Ausgewählte internationale Gutachter
bewerten alle Vorschläge und erstellen eine Rangliste, anhand derer
die Fördermittel verteilt werden.
Das Supernovaprojekt konnte sich unter über 2000 Anträgen durchsetzen und
sichert sich somit die attraktive, langfristige Förderung, die nur
an Forscher vergeben wird, die
aktiv in der Forschung tätig sind und ihre umfassenden
Forschungsleistungen der letzten zehn Jahre mit einer überzeugenden
Erfolgsbilanz nachweisen können.
Links:
MPG über Advanced Grants 2012
ERC Advanced Grants
Pressemitteilung der EU
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