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Kugelsternhaufen haben eine bemerkenswerte Eigenschaft: die typische
Sternzahl in diesen Haufen scheint im ganzen Universum etwa gleich zu
sein. Ganz im Gegensatz zu viel jüngeren Sternhaufen, die nahezu eine
beliebige Anzahl von Sternen enthalten können, von weniger als 100 bis
zu vielen Tausend. Die Wissenschaftler erklären diesen Unterschied nun
durch die Bedingungen, unter denen sich Kugelsternhaufen früh in der
Entwicklung ihrer Galaxien gebildet haben.
Die Forscher führten Simulationen von isolierten und kollidierenden
Galaxien durch, in denen auch ein Modell für die Entstehung und
Zerstörung von Sternhaufen enthalten war. Bei einer Galaxienkollision
gibt es oft spektakuläre Aktivitäten der Sternentstehung ("Starburst")
und es entsteht eine Fülle von hellen, jungen Sternhaufen in ganz
unterschiedlichen Größen. Deshalb dachte man, dass sich die Gesamtzahl
der Sternhaufen während eines Starbursts erhöht. Das
deutsch-niederländische Team fand nun aber mit seinen Simulationen
heraus, dass genau das Gegenteil der Fall ist.
Während die hellsten und größten Haufen aufgrund ihrer eigenen
Anziehungskraft tatsächlich in der Lage sind eine Galaxienkollision zu
überleben, werden die zahlreichen kleineren Haufen durch die sich
rasch ändernden Gravitationskräfte bei Starbursts mit Gas, Staub und
Sternen in konstanter Bewegung zerstört. Diese Phase des Starbursts
fand nach etwa zwei Milliarden Jahren ein Ende und die Forscher waren
überrascht zu sehen, dass nur Haufen mit einer hohen Sternzahl
überlebt hatten. Die Eigenschaften dieser Haufen waren außerdem genau
jene, die man für junge Kugelsternhaufen vor etwa 11 Milliarden Jahren
erwarten würde.
Dr. Kruijssen kommentiert: "Es ist wirklich eine Ironie des Schicksals
zu sehen, dass Starbursts zum einen viele junge Sternhaufen entstehen
lassen, die Mehrheit von ihnen aber gleichzeitig auch wieder
zerstören. Dies passiert nicht nur in Galaxienkollisionen, sondern ist
bei jedem Starburst zu erwarten. Im frühen Universum waren Starbursts
an der Tagesordnung - es macht daher absolut Sinn, dass alle
Kugelsternhaufen in etwa die gleiche große Anzahl von Sternen
haben. Ihre kleineren Brüder und Schwestern, die nicht so viele Sterne
enthielten, waren dazu verdammt zerstört zu werden."
In den Simulationen werden die meisten Sternhaufen schon kurz nach
ihrer Entstehung zerstört, im lebensfeindlichen Umfeld der jungen
Galaxie. Nach dem Ende dieses Abschnitts leben die übrig gebliebenen
Kugelsternhaufen ruhig bis zum heutigen Tag weiter.
Um ihre Ideen zu testen, schlagen die Forscher neue Beobachtungen
vor. Dr. Kruijssen erklärt: "In unserer kosmischen Nachbarschaft gibt
es mehrere Galaxien, die vor kurzem große Ausbrüche von
Sternentstehung durchlaufen haben. Es sollte daher möglich sein, die
schnelle Zerstörung der kleineren Sternhaufen direkt in Aktion zu
sehen. Sollte man dies bei den neuen Beobachtungen tatsächlich finden,
so ist unsere Theorie für die Entstehung der Kugelsternhaufen
bestätigt."
Den Simulationen zu Folge werden die meisten Eigenschaften der
Kugelsternhaufen durch die Bedingungen bei ihrer Entstehung
festgelegt. Die Tatsache, dass Kugelsternhaufen heute alle sehr
ähnlich sind, deutet damit darauf hin, dass sie sich in der gleichen
Umgebung (wenn auch in unterschiedlichen Galaxien) gebildet haben. In
diesem Fall können sie laut Dr. Kruijssen wie fossile Zeitzeugen
eingesetzt werden, um mehr über die Bedingungen zu erfahren, unter
denen einst die ersten Sterne und Galaxien geboren wurden.
Originalveröffentlichung:
Kruijssen et al,
"Formation versus destruction: the evolution of the star cluster population in galaxy mergers",
Monthly Notices of the Royal Astronomical Society, im Druck.
http://arxiv.org/abs/1112.1065
Science Contact:
Dr. Diederik Kruijssen
Max-Planck-Institut für Astrophysik
Garching, Deutschland
Tel: +49 (0)89 30000 2241
E-mail: kruijssenmpa-garching.mpg.de
Media Contact:
Dr. Robert Massey
Royal Astronomical Society
Tel: +44 (0)20 7734 3307 x214
Mob: +44 (0)794 124 8035
Email: rmras.org.uk
Dr. Hannelore Hämmerle
Pressesprecher
Max-Planck-Institut für Astrophysik
Garching, Deutschland
Tel: +49 (0)89 30000 3980
E-mail: prmpa-garching.mpg.de
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