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Für das
ATLAS3D Projekt
wurden 260 Galaxien - in
einem Abstand von bis zu 42 Mpc - des frühen Typs (elliptische und
linsenförmige Galaxien) bei optischen, Radio- und
Millimeter-Wellenlängen beobachtet. Damit konnte das Team die Dynamik,
die Sternentstehungsgeschichte, das Alter und die Metallizität der
stellaren Komponente und die Eigenschaften des Gases (molekular,
neutral und ionisiert) untersuchen (siehe Abb. 1). Die
zwei-dimensionalen Beobachtungen der stellaren Kinematik brachten ein
überraschendes Ergebnis: Während die meisten massearmen elliptischen
Galaxien (~ 80 %) sehr deutlich rotieren - wie dicke stellare Scheiben
- rotieren die massereichen Galaxien nur sehr langsam (siehe
Abb. 2). Einige davon (7 von 260) sind recht rund und zeigen überhaupt
keine Hinweise auf geordnete Rotation. Sie stehen still.
Die vollkommene Abwesenheit von galaktischer Rotation ist mit gängigen
Theorien zur Entstehung von elliptischen Galaxien nur schwer
vereinbar. Man nimmt typischerweise an, dass es sich um ausgebrannte
Spiralgalaxien handelt, oder dass sie sich bei Verschmelzungen von
etwa gleich grossen Scheibengalaxien gebildet haben. Sie können auch
mit anderen elliptischen Galaxien verschmelzen. Viele Studien haben
jedoch gezeigt, dass diese Entstehungsmechanismen nicht zu den
beobachteten Eigenschaften der stillstehenden Galaxien führen.
Als Teil der theoretischen Untersuchungen im Rahmen von ATLAS3D hat
eine Gruppe von MPA Wissenschaftlern hochaufgelöste
Computersimulationen zur Bildung und Entwicklung von massereichen
Galaxien durchgeführt. Die Kinematik der Sterne der
simulierten Galaxien wurde mit den gleichen Methoden untersucht, die
auch bei den Beobachtungen verwendet wurden. Damit konnten die
Theoretiker direkte Verbindungen zwischen der Entstehungsgeschichte
der Galaxien und ihren kinematischen Eigenschaften nachweisen. Die
Studie lies viele mögliche Entstehungsgeschichten erkennen, die
jeweils eine charakteristische Signatur in der zwei-dimensionalen
Kinematik der Galaxien hinterlassen - ein sehr wertvolles Ergebnis für
die wissenschaftliche Interpretation der Beobachtungen.
Wie im "echten" Universum rotieren die meisten simulierten Galaxien
schnell. Teils bilden sie rotierende stellare Scheiben aus
akkretiertem Gas oder rotieren auch nach einer Kollision mit einer
Nachbargalaxie von vergleichbarer Größe. Bei Galaxien großer Masse (~
1011 Msun) bilden sich die meisten Sterne jedoch nicht in der Galaxie
selbst, sondern in anderen Galaxien, die mit der Hauptgalaxie
verschmelzen. Einige dieser "Unfallwracks" rotieren sehr langsam,
sind allerdings zu abgeflacht, um den beobachteten nicht rotierenden
Galaxien zu ähneln. Das gilt nur für Galaxien mit einer besonderen
Entstehungsgeschichte: Sie eignen sich über die Hälfte ihrer Sterne
an, indem sie keine grossen, sondern ausschließlich viele kleinere
Galaxien ‘auffressen’. Diese vielen wiederholten Verschmelzungen
können die grossen elliptischen Galaxien innerhalb der letzten 10
Milliarden Jahre ihrer Entwicklung so stark abbremsen, dass sie heute
still stehen (Abb. 3).
Thorsten Naab (MPA), Ludwig Oser (MPA, Columbia University) und das ATLAS3D Team
Referenzen
Cappellari et al.,
"The ATLAS3D project - I. A volume-limited sample of 260 nearby
early-type galaxies: science goals and selection criteria",
2011, MNRAS, 413, 813
http://adsabs.harvard.edu/abs/2011MNRAS.413..813C
Krajnovic et al.,
"The ATLAS3D project - II. Morphologies, kinemetric features and alignment between
photometric and kinematic axes of early-type galaxies", 2011, MNRAS, 414, 2923
http://adsabs.harvard.edu/abs/2011MNRAS.414.2923K
Emsellem et al.,
"The ATLAS3D project - III. A census of the stellar angular
momentum within the effective radius of early-type galaxies: unveiling
the distribution of fast and slow rotators",
2011, MNRAS, 414, 888
http://adsabs.harvard.edu/abs/2011MNRAS.414..888E
Naab et al., "The ATLAS3D project - XXV:
Two-dimensional kinematic analysis of simulated galaxies and the
cosmological origin of fast and slow rotators",
2013, astro-ph
http://arxiv.org/abs/1311.0284
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