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Abb. 1:
Weiches Röntgenbild des inneren Bulge (~ 1,5-2 kpc) der
Andromeda-Galaxie, aufgenommen mit dem Röntgenobservatorium
Chandra. Die Mehrheit der kompakten Quellen sind akkretierende
Neutronensterne und stellare Schwarze Löcher in
Doppelsternsystemen. Unaufgelöste Röntgenstrahlung ist ebenfalls
klar zu erkennen.
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Abb. 2:
Die Helligkeitsverteilung unaufgelöster Röntgenemission im
Energiebereich zwischen 0,5 und 2 keV entlang der Hauptachse der
Andromeda-Galaxie (kompakte Quellen entfernt). Die blauen und roten
Symbole zeigen die Chandra- und XMM-Newton-Daten, das grüne
Histogramm ist die 3,6 Mikron Nahinfrarotlicht-Verteilung des
Spitzer-Teleskops. Das graue Feld kennzeichnet den Bereich
systematischer Unsicherheit in den Röntgendaten bezogen auf den
unvollkommenen instrumentellen Abzug des Hintergrunds. Die gute
Gesamtübereinstimmung zwischen Röntgenlicht- und
Nahinfrarotlicht-Verteilung ist offensichtlich, ebenso wie der
Höchstwert in den zentralen 10 Bogensekunden.
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Abb. 3:
Röntgenspektrum des inneren und äußeren Bulge der
Andromeda-Galaxie und der nahegelegenen gasarmen elliptischen
Zwerggalaxie Messier 32. Die übermäßige Emission in der
Röntgenhelligkeits-Verteilung in Abb. 2 offenbart sich als
auffallend hoher Anteil weicher Strahlung im inneren
Bulge-Spektrum. Die spektrale Form des Maximums kann annähernd
beschrieben werden durch die Emission optisch dünnen Plasmas der
Temperatur von 3-4 Millionen Kelvin.
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Abb. 4:
Kombinationsbild der Andromeda-Galaxie, basierend auf Daten aus
unterschiedlichen Wellenlängen. Das optische Bild aus dem Digital
Sky Survey (grau) stellt die Verteilung des Sternenlichts dar,
während die 24 Mikron Daten des Weltraumteleskops Spitzer (rot) die
Verteilung kalten Gases und Staubes in den Spiralarmen und im
sternbildenden Bereich von 10 kpc rekonstruieren. In Violett wird die
Emission weicher Röntgenstrahlen aus warmem ionisierten Gas
gezeigt; die anderen Komponenten der Röntgenemission wurden
abgezogen.
Ein auffälliges Merkmal der Morphologie des Röntgenlicht abstrahlenden
Gases (Abb. 4) ist, dass es sich entlang der Nebenachse hinzieht, im
Unterschied zu allem anderen in dieser Galaxie. Die Lücken in der
Oberflächenhelligkeit der Gasemission haben ihre Ursache in der
Absorption durch die kalte Materie in den Spiralarmen.
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Die Röntgenstrahlung der meisten Galaxien stammt überwiegend von
hellen kompakten Quellen - akkretierenden Neutronensternen und
schwarzen Löchern in Doppelsternsystemen. Zusätzlich gibt es in
Galaxien aller Formen auch Röntgenstrahlung, die nicht in Quellen
aufgelöst werden kann. Wissenschaftler des MPA haben bereits
früher gezeigt, dass ein Teil dieser Emisssion aus der
Überlagerung viel schwächerer kompakter Quellen stammt, und zwar aus
akkretierenden Weißen Zwergsternen und Sternen mit aktiven
Vorgängen in ihren heißen Gashüllen (Koronae)
(Aktuelle Forschung Januar 2007,
Aktuelle Forschung März 2006).
So erklärt beispielsweise die
gesammelte Strahlung schwacher Quellen den Großteil oder sogar die
gesamte Röntgenstrahlung vom galaktischen Rücken unserer Galaxis. In vielen
Galaxien gibt es auch echte diffuse Strahlung, deren Ursprung in der
heißen ionisierten interstellaren Materie liegt. Die Menge und
Bedeutung des im Röntgenlicht strahlenden Gases ist von Galaxie zu
Galaxie unterschiedlich und erhöht sich im Allgemeinen mit der
Masse der Galaxie. Leuchtende gas- und massereiche elliptische
Galaxien und beinahe gasfreie Zwerggalaxien stellen die beiden
Extrembeispiele des Gesamtspektrums dar.
Die Andromeda-Galaxie in unserer nächsten Nachbarschaft bietet die
einzigartige Gelegenheit, eine Spiralgalaxie, die unserer eigenen
ähnlich ist, in natürlicher Größe zu studieren, ohne die
Komplikationen, die Projektionseffekte und Absorption mit sich
bringen. Ihre Entfernung von 780 kpc und die flächendeckende
Beobachtung durch die beiden wichtigsten Röntgenobservatorien
Chandra und XMM-Newton sowie das Spitzer-Weltraumteleskop
ermöglichten es, zwischen verschiedenen Komponenten der
Röntgenstrahlung zu differenzieren und sie im Detail zu
studieren. Die ausgezeichnete Winkelauflösung des
Röntgenobservatoriums Chandra erlaubte es, die Anteile
akkretierender Neutronensterne und schwarzer Löcher zu ermitteln
und abzugrenzen (Abb. 1). Nachdem sie abgezogen worden waren, wurden
die Form und die räumliche Verteilung der übrigbleibenden
unaufgelösten Röntgenemission und Sternenmasse anschließend
durch die Nahinfrarot-Strahlung gemessen und von den
MPA-Wissenschaftlern übereinstimmend festgelegt
(Abb. 2). Auffallend ist die Übereinstimmung des Verhältnisses
von Röntgen- und Nahinfrarotstrahlung mit den in der Milchstraße
gemessenen Werten. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass der
Großteil der unaufgelösten Röntgenemission in der
Andromeda-Galaxie den gleichen Ursprung hat wie die Emission in der
Milchstraße und von einer großen Anzahl schwacher, kompakter und
sternenartiger Quellen erzeugt wird.
Dieses einfache Bild verliert allerdings in den zentralen 10 bis 15
Bogensekunden (2 bis 3 kpc) seine Gültigkeit, weil hier eine
beträchtliche Steigerung der Emission im Wellenlängenbereich der
weichen Strahlung zu beobachten ist (Abb. 2). Der Spitzenwert ist als
hoher Anteil weicher Strahlung auch im Röntgenspektrum deutlich zu
erkennen (Abb. 3). Form und spektrale Merkmale deuten darauf hin, dass
der Anstieg mit warmem, ionisiertem interstellarem Medium der
Temperatur von 3-4 Millionen Kelvin
zusammenhängt. Interessanterweise gibt es Anzeichen nicht-solaren
Gehalts an Metallen und/oder eines Nichtgleichgewichtszustands des
ionisierten interstellaren Mediums. Die Gesamtmasse des Gases ist
wenige Millionen Sonnenmassen mit der typischen Dichte von 0,01
Partikeln pro cm3. Mit diesen Parametern ist die Abkühlzeit des
Gases deutlich kürzer als die Lebenszeit der Galaxie. Da solches
Gas thermisch unbeständig ist, kann es sich in hydrostatischem
Gleichgewicht im Gravitationspotential der Galaxie nicht in einem
unbeweglichen Zustand befinden. Andererseits ist der Massenverlust
durch entwickelte Sterne im Bulge der Andromeda-Galaxie, 0,1
Sonnenmassen pro Jahr, ausreichend, um die Gasmasse auf der Zeitskala
von 35 Myrs zu verdoppeln, d. h. in viel kürzerer Zeit als die
Abkühlzeit. Die Ausströmung kann durch Supernovae vom Typ Ia
angetrieben sein, die bis zu 1040 erg/s der mechanischen Energie ins
interstellare Medium abgeben. Dies ist ausreichend, um das Gas zu
heizen und es ins Gravitationspotential des Bulge zu heben.
Ein auffälliges Merkmal der Morphologie des Röntgenlicht
abstrahlenden Gases (Abb. 4) ist, dass es sich entlang der Nebenachse
hinzieht, im Unterschied zu allem anderen in dieser Galaxie. Dies
weist darauf hin, das die Ausströmung vorwiegend in der senkrechten
Richtung zur Galaxienscheibe stattfindet. Die zusätzliche
Asymmetrie der Verteilung des Röntgenlichts, insbesondere die
Lücke, die im Nordwesten des Kerns zu sehen ist, wird durch
Absorption in den Spiralarmen hervorgerufen. Die Andromeda-Galaxie hat
einen Neigungswinkel von 77 Grad, wobei die westliche Seite der
Galaxienscheibe uns näher ist. Das ionisierte Gas auf dieser Seite
des Bulge wird durch die Spiralarme gesehen, daher absorbieren das
neutrale Gas und der Staub in der Sternbildungsregion weiche
Röntgenstrahlen, was einen Schatten auf die Emission des
interstellaren Mediums wirft. Dies geschieht nicht auf der
östlichen Seite der Scheibe, die hinter dem Bulge liegt und die
Gasausströmung nicht verdeckt. Die Tatsache, dass die Spiralarme
und die Sternbildungsregion einen Schatten auf das ionisierte Gas
werfen, legt eine untere Grenze von 2,5 kpc für seine vertikale
Ausdehnung fest.
Akos Bogdan, Marat Gilfanov; Mona Clerico (Übersetzung)
Veröffentlichung
A.Bogdan & M.Gilfanov, 2008, Monthly Notices of the Royal Astronomical Society, 388, 56
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