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Ultrahochenergetische Teilchen sind die energiereichsten
Partikel des Universums. Jedes von ihnen besitzt eine Energie von
nahezu 10 hoch 21 Elektronenvolt. Das entspricht fast der Energie
des Tritts eines Pferdes. Protonen mit solch enormen Energien
lassen sich nicht einmal in in der Milchstrasse einschliessen,
was darauf schließen lässt, dass die Protonen
extragalaktischen Ursprungs sind.
Prallt ein Ultrahochenergetisches Teilchen auf die
Erdatmosphäre, stößt es mit deren Atomen zusammen
und lässt sie bersten. Die weiterrasenden Bruchstücke
verursachen einen fluoreszierenden Lichtblitz in der Atmosphäre.
Weniger als hundert mal konnten Teleskope das Geschehen in den
vergangenen Dekaden aufzeichnen und dabei Energie und
Ankunftsrichtung registrieren. Dennoch geben die Lichtblitze
keinen direkten Aufschluss über den Weg des Teilchens zur
Erde. Nicht einmal seine ursprüngliche Richtung ist sicher,
denn es könnte durch ausgedehnte Magnetfelder zwischen
seiner Quelle und der Erde abgelenkt worden sein. Stärke,
Richtung und Längenskala der Magnetfelder außerhalb
der Milchstraße aber liegen im Dunkeln. Unklar ist damit,
woher die Teilchen stammen: aus Radiogalaxien, von gigantischen
Schwarzen Löchern, aus zerfallender Dunkler Materie, von den
mysteriösen Gammastrahlungsblitzen oder aus gänzlich
unbekannten Prozessen?
Günter Sigl, Francesco Miniati und Torsten Enßlin
haben mögliche extragalaktische Reisen dieser Protonen
simuliert und verschiedene Szenarien statistisch mit
Beobachtungsdaten verglichen. Sie fragten: Stammen die Teilchen
aus wenigen starken oder aus vielen schwachen Quellen? Entspricht
die Anordnung der Quellen der Materieverteilung in der Umgebung
der Milchstraße oder sind die Quellen gleichmäßig
positioniert? Sind starke oder schwache Magnetfelder und damit
starke oder schwache Ablenkungen der Partikel auf ihrem Weg zu
uns zu erwarten?
Nach dem Simulations-Szenario, das am besten mit
Beobachtungsdaten übereinstimmt, stammen die Protonen weder
aus wenigen starken, noch aus vielen schwachen Quellen, sondern
aus mehren, mittelgroßen Quellen. Diese sind im Mittel rund
100 Millionen Lichtjahre voneinander entfernt, aber ungleichmäßig
verteilt. Somit könnten sie annähernd so positioniert
sein wie die Galaxien in der Umgebung der Milchstraße. Die
Magnetfelder sind dem passendsten Szenario nach zwar in der Nähe
der Quellen stark, in dem weiten Zwischenraum bis zur
Milchstrasse dagegen schwach aber nicht vernachlässigbar.
Daher sollten die meisten Teilchen auf ihrem Weg zur Erde mehrere
zehn Grad abgelenkt worden sein. Ein signifikanter Teil der
Partikel sollte allerdings dennoch eine weitgehend direkte Route
genommen haben. Die Richtungen, aus der ihre atmosphärischen
Lichtblitze zu sehen sind, dürfte daher in diesen Fällen
grob die ursprüngliche Richtung der Teilchens sein und uns
zu deren Quellen führen. Sobald also eine ausreichende
Anzahl von Ankunftsereignissen registriert wurde, sollte eine
Häufung von Lichblitzen aus der Richtung der wichtigsten
Quellen sichtbar sein.
Aus diesem Szenario ergibt sich, dass viele
Ultrahochenergetische Teilchen ihren Ursprung in den Galaxien des
benachbarten Virgo-Galaxienhaufens haben könnten. Allerdings
dürfte es wegen der starken Magnetfelder innerhalb von Virgo
schwer sein, den genauen Entstehungsort im Haufen zu
identifizieren.
Die Ergebnisse der Simulationen stützen damit eher
konservative Theorien über den Ursprung der Teilchen, die
einen Zusammenhang von Galaxienverteilung und Entstehungsorten
nahe legen, und passen recht gut zu unseren Vorstellungen über
extragalaktische Magnetfelder. Künftige Beobachtungen mit im
Aufbau befindlichen Teleskopsystemen (z.B. dem Pierre
Auger oder dem EUSO
Projekt) werden Tausende Lichtblitze von Ultrahochenergetischen
Partikeln vermessen und uns erlauben, den Spuren dieser Teilchen
zu ihren Quellen genauer zu folgen.
Torsten Enßlin, Francesco Miniati, Günter Sigl
Literatur:
"Ultra-High
Energy Cosmic Rays in a Structured and Magnetized Universe",
Günter Sigl, Francesco Miniati, Torsten A. Enßlin,
Physical Review D 68, 043002
"Signatures of
Magnetized Large Scale Structure in Ultra-High Energy Cosmic
Rays",
Günter Sigl, Francesco Miniati, Torsten A. Enßlin,
submitted, astro-ph/0309695
"Ultra-High
Energy Cosmic Ray Probes of Large Scale Structure and Magnetic
Fields",
Günter Sigl, Francesco Miniati, Torsten A. Enßlin,
submitted, astro-ph/0401084
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