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Aufbauend auf den Erfolgen der letzten Jahre startet der Sloan Digital Sky Survey (SDSS) nun mit
einem wichtigen, neuen Programm, das seine Erforschung des Universums auf bisher unzugängliche
Bereiche ausdehnt. SDSS wird
- die Zusammensetzung und Bewegung der Sterne in der gesamten Milchstraße mit einem Teleskop
in Chile mit bisher unerreichter Genauigkeit untersuchen,
- mit einem neuartigen Instrument detaillierte Karten der inneren Struktur von Tausenden von
nahen Galaxien erstellen, um zu bestimmen wie sie im Laufe von Jahrmilliarden wuchsen und sich
veränderten, und
- mit einer neuen Auswahl von Galaxien und Quasaren die Ausdehnung des Universums vermessen
und zwar in einem Zeitraum von fünf Milliarden Jahren, der bisher in der Geschichte des Universums
schlecht verstanden ist.
Bei dieser neuen Studie werden mehr als 200 Astronomen in mehr als 40 Einrichtungen auf vier
Kontinenten zusammenarbeiten. SDSS verfügt jetzt sowohl über Teleskope in der nördlichen wie
auch der südlichen Hemisphäre. Mit diesen beiden Teleskopen wird SDSS erstmals in der Lage sein,
den gesamten Himmel zu sehen.
Diese neue Phase von SDSS wird den Astronomen eine riesige Datenbank mit neuen Beobachtungen
liefern, die unser Verständnis des Universums auf allen Ebenen deutlich erweitern wird, von
unserer eigenen Galaxie bis hin zum fernen Universum. In unserer Milchstraße wird SDSS-IV
Hunderttausende von einzelnen Sternen sehen, sowohl Sterne, die bei der Geburt der Milchstraße
entstanden, als auch Sterne, die erst gestern geboren wurden. Messungen ihrer Zusammensetzung,
Position und Bewegung werden zeigen, wie sich die Galaxie von der fernen Vergangenheit bis heute
entwickelte.
Neben dem 2,5-Meter-Teleskop der Sloan Foundation in New Mexico wird SDSS-IV das 2,5-Meter-
Irénée du Pont-Teleskop am Las Campanas-Observatorium in La Serena hoch in den chilenischen
Anden mit dem klarsten Blick auf den Himmel nutzen. Dies wird SDSS nicht nur eine 360-Grad-
Sicht auf die Milchstraße ermöglichen, mit dem neuen Teleskop können auch Sterne in den nahen
Magellanschen Wolken beobachtet werden, so dass die Astronomen das himmlische Umfeld unserer
Milchstraße besser verstehen können.
Aber die Milchstraße ist längst nicht die einzige Galaxie, die SDSS in Zukunft im Blick hat. Das neue
Programm wird innovative, neue Technologien nutzen, um detaillierte Karten von Tausenden von
nahen Galaxien zu erstellen. Im Gegensatz zu fast allen früheren astronomischen Studien, die kleine
Bereiche in den Zentren anderer Galaxien beobachteten, wird SDSS nun deren Licht großflächig
messen. Diese besseren Karten werden durch eine neue Technik möglich, bei der Bündel von
Glasfaserkabeln dicht gepackt angeordnet sind. Diese sammeln das Licht quer über die gesamte
Galaxie, so dass die Astronomen detaillierte spektrale Messungen von mehr als 10.000 nahen
Galaxien in weniger als einem Zwanzigstel der Zeit erhalten.
MPA-Wissenschaftlerin Guinevere Kauffmann war von Anfang an in erheblichem Ausmaß an den
Planungen für das MaNGA-Projekt („Mapping Nearby Galaxies at APO“) beteiligt. MaNGA hat das
Ziel, den "Lebenszyklus" heutiger Galaxien zu verstehen, von eingeprägten Spuren der Bedingungen
bei ihrer Geburt, über das anhaltende Wachstum durch Sternentstehung und -verschmelzung bis hin
zum Tod durch das sogenannte „Quenching“ in späten Zeiten.
"MaNGA ist der Schlüssel für uns, um die wichtigen, physikalischen Prozesse im Leben der Galaxien
entwirren zu können", führt Guinevere Kauffmann aus. "Vor allem müssen wir verstehen, welche
Aspekte der Galaxien durch kosmologische Anfangsbedingungen bestimmt werden und welche durch
schwarze Löcher gegeben sind."
Die neue Phase von SDSS wird unser Verständnis des Universums im Ganzen verbessern. Es wird die
Ausdehnungsgeschichte des Universums im Laufe von 80% der kosmischen Geschichte detailliert
messen, zurück zu einer Zeit, als das Universum weniger als drei Milliarden Jahre alt war. Diese
neuen detaillierten Messungen werden dazu beitragen, die Grenzen für die Natur der dunklen
Energie zu verbessern, dem geheimnisvollsten Ergebnis in der modernen Physik.
Die neuen kosmologischen Messungen werden auch fast alle Quasare einschließen, wodurch
Präzisionsmessungen der Expansionsgeschichte des Universums in einer Weise möglich werden,
die es nie zuvor gab. Andere Programme im SDSS umfassen unter anderem Folgebeobachtungen
von Galaxien, die im Röntgenbereich gesehen wurden. Außerdem wird es die erste systematische
spektrale Untersuchung von variablen Objekten geben, was den Astronomen einen unschätzbaren
Datensatz liefern wird, um die Natur der vielen unterschiedlichen, zeitlich veränderlichen
Lichtquellen zu identifizieren, die in früheren Beobachtungskampagnen entdeckt wurden.
SDSS Pressesprecher:
Jordan Raddick, SDSS-III Public Information Officer, Johns Hopkins University
Email: raddickjhu.edu
Phone: 1-410-516-8889
Ansprechpartner am MPA
Guinevere Kauffmann
Direktorin
Max-Planck-Institut für Astrophysik
Karl-Schwarzschild-Str. 1
D-85748 Garching
Phone: 089 30000-2013
E-mail: gkauffmannmpa-garching.mpg.de
Hannelore Hämmerle
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Astrophysik
Tel: +49 (89) 30 000 3980
E-mail: prmpa-garching.mpg.de
Über den Sloan Digital Sky Survey
Die Finanzierung des Sloan Digital Sky Survey IV wurde von der Alfred P. Sloan Stiftung
und den beteiligten Institutionen zur Verfügung gestellt. SDSS-IV dankt dem Zentrum für
Hochleistungsrechnen an der Universität von Utah für seine Unterstützung und die Bereitstellung von
Ressourcen. Die SDSS Website befindet sich unter www.sdss.org.
SDSS-IV wird vom Astrophysical Research Consortium geleitet. Teilnehmende Institutionen sind
Carnegie Institution for Science, Carnegie Mellon University, die chilenische Beteiligungsgruppe,
Harvard-Smithsonian Center für Astrophysik, Instituto de Astrofisica de Canarias, Johns Hopkins
University, Kavli-Institut für Physik und Mathematik des Universums (IPMU) / University of Tokyo,
Lawrence Berkeley National Laboratory, Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP), Max-Planck-
Institut für Astrophysik (MPA Garching), Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE),
Max-Planck-Institut für Astronomie (MPIA Heidelberg), National Astronomical Observatory of
China, New Mexico State University, New York University, Ohio State University, Pennsylvania State
University, Shanghai Astronomical Observatory, die Beteiligungsgruppe Großbritannien, Universidad
Nacional Autonoma de Mexico, University of Arizona, University of Colorado Boulder, University
of Portsmouth, University of Utah, University of Washington, University of Wisconsin, Vanderbilt
University und Yale University.
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