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Abb. 1:
Preisträger Florian Hanke (zweiter von links) mit seinem Doktorvater
Hans-Thomas Janka, MPA-Direktor Simon White und Ewald Müller als
Vertreter der Jury.
© H.-A. Arnolds, MPA
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Abb. 2:
Preisträger Francesco de Gasperin (links) mit MPA-Direktor Simon White,
seiner Betreuerin und MPA-Direktorin Guinevere Kauffmann und Ewald
Müller als Vertreter der Jury.
© H.-A. Arnolds, MPA
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Florian Hankes Arbeit bestand in einer Verallgemeinerung des bestehenden
Simulationsprogramms für Kernkollaps-Supernovae von zwei auf drei
räumliche Dimensionen. Als Lernschritt zur Benutzung des Programms und
der Supernovaphysik sollte er die Ergebnisse einer Konkurrenzgruppe
reproduzieren, die behauptet hatte, dass 3D-Explosionen wesentlich
einfacher, schneller und energiereicher als in zwei Dimensionen
ablaufen. Doch trotz sehr sorgfältiger und langwieriger Tests konnte
er die Ergebnisse der anderen Gruppe nicht bestätigen. Seine
Veröffentlichung erregte sofort sehr große Aufmerksamkeit (mit bisher
fast 70 Zitierungen) und führte zu kontroversen Diskussionen;
inzwischen haben mehrere andere Gruppen die Gültigkeit von Florians
Ergebnissen bestätigt. Dies zeigt, dass Fortschritt in der
Wissenschaft nicht nur auf der schnellen und herausragenden
Veröffentlichung neuer Erkenntnisse beruht, sondern auch auf der
langwierigen und sorgfältigen Überprüfung von Behauptungen - derartige
Arbeiten sollten einen viel höheren Stellenwert erhalten, als dies oft
der Fall ist.
Francesco de Gasperin ist Erstautor auf einer Veröffentlichung mit 95
weiteren Autoren, was sehr untypisch für eine Arbeit ist, die für den
Kippenhahn-Preis ausgewählt wird. Er
arbeitet mit LOFAR-Daten in einem Projekt, das ein großes Konsortium
von Astronomen aus vielen verschiedenen Institutionen und Ländern
umfasst. Als Francesco sich dem LOFAR-Datenpipeline-Team anschloss,
war die Infrastruktur noch gar nicht vorhanden. Mit Hilfe von Kollegen
aus den Niederlanden stürzte er sich in das Projekt und wurde schnell
selbst zu einem kompetenten technischen Experten. In der Frühphase des
Projekts erhielt er bereits viel Beobachtungszeit um das Zentrum des
Virgo-Haufens zu untersuchen, in dem sich ein massereiches Schwarzes
Loch verbirgt. Francescos Beobachtungen lieferten deutliche
Einschränkungen in Bezug auf frühere Vorgänge in diesem aktiven Kern
und seine detaillierte Spektralanalyse des erweiterten Radio-Halos
zeigte, dass ein Modell mit einer kontinuierlichen Einspeisung von
relativistischen Elektronen in die Materie innerhalb des Haufens die
Daten am besten erklärt - das erste bedeutende Wissenschaftsergebnis
des LOFAR-Projekts. Als "Pionier" stellte sich Francesco den großen
Herausforderungen und auch dem Risiko zu scheitern – LOFAR wird in
Zukunft noch viele große wissenschaftliche Ergebnisse liefern.
Bedauerlicherweise konnte der ehemalige MPA-Direktor und Stifter des
Preises, Rudolph Kippenhahn, der Zeremonie am 20. September nicht
persönlich beiwohnen, sondern gratulierte den Preisträgern aus der
Ferne. Seit 2008 werden mit dem Preis Originalität, Bedeutung für die
Wissenschaft und die Qualität des Schreibens bei der besten
wissenschaftlichen Arbeit eines Studenten am MPA im Vorjahr
ausgezeichnet.
Originalpublikationen:
Florian Hanke, Andreas Marek, Bernhard Müller, and Hans-Thomas Janka,
"Is strong SASI activity the key to successful neutrino-driven supernova explosions?",
The Astrophysical Journal 755 (2012) 138
http://arxiv.org/abs/1108.4355
F. de Gasperin, et al.,
"M87 at metre wavelengths: the LOFAR picture",
Astronomy & Astrophysics 547 (2012) A56
http://de.arxiv.org/abs/1210.1346
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