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  Zum 25. Todestag von Ludwig Biermann

Zum 25. Todestag von Ludwig Biermann

Geboren am 13. März 1907 in Hamm, starb Ludwig Biermann, der Gründungsdirektor des Max-Planck-Instituts für Astrophysik vor 25 Jahren, am 12. Januar 1986 in München. Seine wissenschaftliche Karriere begann Biermann in Göttingen mit seiner Promotion zu “Konvektionszonen im Innern der Sterne” (1932); Sternstruktur und Sternentwicklung in Verbindung mit Konvektion beschäftigen ihn auch in den Folgejahren. Ein weiteres wichtiges Thema waren für ihn zu dieser Zeit auch die Berechnung atomarer Daten für die Deutung von Sternspektren. Schon 1948 erkannte Biermann, dass zur Bewältigung größerer numerischer Rechnungen automatische Rechner nötig waren. Er holte Heinz Billing für die Entwicklung einer Rechenmaschine an das Institut in Göttingen und so lief bereits 1952 die erste selbst gebaute Rechenmaschine G1, die durch Lochbänder gesteuert wurde und 26 Speicherplätze hatte.

Fig. 1: Prof. Ludwig Biermann
Copyright: MPA, Photo courtesy R. Kippenhahn

Fig. 2: Kopie des Reifezeugnisses von Ludwig Biermann
Copyright: Gymnasium Hammonense, Hamm

Anfang der 1950er Jahre beschäftigte Biermann sich mit der Physik der Sonnenatmosphäre und erkannte in Zusammenhang mit Kometenbeobachtungen als erster, dass von der Sonne ein ständiger Teilchenstrom emittiert wird. Dieser “Sonnenwind” konnte erst rund 10 Jahre später, im Oktober 1962, von der Raumsonde Mariner 2 gemessen werden.

Biermanns Überlegungen zur Magnetohydrodynamik sowie die Erforschung der Bewegung ionisierter Gase im interplanetaren Raum führten in den frühen 1960er Jahren zur Gründung zweier neuer Institute: dem Institut für Plasmaphysik sowie dem Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik. Die Abteilung Astrophysik am Max-Planck-Institut für Physik selbst wurde 1958 zum Teilinstitut erhoben und zog 1980 in den Neubau am Forschungscampus Garching um. Das offene und freie Arbeitsklima, das er an seinem Institut vorlebte, prägt die Atmosphäre dort noch heute.

Die Physik der Kometen, ihre Herkunft und ihr Erscheinen im inneren Sonnensystem beschäftigte Biermann auch noch nach seiner Emeritierung 1975. Seine wissenschaftliche Produktivität blieb nicht ohne Resonanz: Neben vielen anderen nationalen sowie internationalen Auszeichnungen erhielt Biermann 1967 die Catherine-Wolfe-Bruce-Goldmedaille der Astronomical Society of the Pacific und 1974 die Goldmedaille der Royal Astronomical Society London. Die Astronomische Gesellschaft hat einen Preis nach ihm benannt und verleiht jedes Jahr den Ludwig-Biermann-Förderpreis an einen herausragenden Nachwuchsastronomen, und an das von ihm gegründete Max-Planck-Institut für Astrophysik wird jedes Jahr ein Wissenschaftler von Weltrang zu der Biermann-Vortragsreihe eingeladen.

Das Gymnasium Hammonense, an dem Biermann 1925 das Abitur ablegte, dachte sich zur Erinnerung an seinen Todestag etwas Besonderes aus: vier Latein-Schüler der 11. Jahrgangsstufe bereiteten eine Präsentation über den Astrophysiker auf Latein vor, in der sie auch über den Sonnenwind (“ventus e sole eiectus”) referierten. Aus Biermanns Mathematik-Abitur stammt folgende Aufgabe:
Ein Flugzeug befindet sich in einer Höhe von 3000 m über der Erde. Wie groß ist der Kreis der Oberfläche, den ein Beobachter im Flugzeug übersehen kann, wenn die Erde als eine vollkommene Kugel mit dem Radius r=6377 km betrachtet und auf Lichtumbrechung keine Rücksicht genommen wird?
Wären Sie noch in der Lage, diese Aufgabe ohne Computer zu lösen?


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© 2003, Max-Planck-Gesellschaft, München
Letzte Änderung: 12.1.2011