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Nach Testmessungen mit einzelnen LOFAR-Antennen konnten erstmals acht
Stationen des "LOw Frequency ARrays" (LOFAR) für eine gemeinsame
Messung zusammengeschaltet werden. Dazu wurden fünf
LOFAR-Stationen in den Niederlanden mit drei Stationen in Deutschland
vernetzt, und zwar Effelsberg bei Bonn, Tautenburg bei Jena und
Unterweilenbach bei München. Alle Antennen wurden auf den Quasar
3C 196 ausgerichtet, eine starke Radioquelle in einer Entfernung von
mehreren Milliarden Lichtjahren. "Wir haben dieses Objekt für
unsere ersten Testmessungen ausgewählt, weil wir seine Struktur
aus hochaufgelösten Beobachtungen bei kürzeren
Wellenlängen schon ganz gut kennen", sagt Olaf Wucknitz
(AIfA). "Das Ziel dabei war zunächst nicht, etwas Neues zu
finden, sondern die gleichen oder zumindest ähnliche Strukturen
auch bei sehr langen Wellenlängen zu identifizieren, um zu
bestätigen, dass das neue Instrument exzellent arbeitet. Ohne die
deutschen Stationen sehen wir nur einen verschwommenen Fleck ohne
jegliche Substrukturen. Sobald wir aber die langen Basislinien
dazufügen, eröffnen sich alle Details."
Radiobeobachtungen des Himmels in dem von LOFAR abgedeckten
Wellenlängenbereich sind nicht gänzlich
neu. Tatsächlich haben die Pioniere der Radioastronomie in den
1930er Jahren genau in diesem Bereich angefangen. Sie waren jedoch nur
in der Lage, ziemlich grobe Himmelskarten zu erstellen und Positionen
sowie Strahlungsintensitäten einzelner Objekte festzulegen. "Wir
kehren jetzt zu einem lange vernachlässigten
Wellenlängenbereich zurück", sagt Michael Garrett,
Generaldirektor des Forschungsinstituts ASTRON (Niederlande), das
für das internationale LOFAR-Projekt verantwortlich
zeichnet. "Aber jetzt sind wir in der Lage, viel schwächere
Objekte nachzuweisen und, was noch wichtiger ist, feine Details
aufzulösen. Das eröffnet eine Reihe von neuen
Möglichkeiten für die Forschung."
"Die hohe Auflösung und große Empfindlichkeit von LOFAR
bedeuten, dass wir wirklich Neuland betreten; die Analyse der Daten
war auch entsprechend aufwendig", fügt Olaf Wucknitz hinzu. "Wir
mussten dazu eine Reihe völlig neuer Analysetechniken
entwickeln. Trotzdem ist die Erstellung der Bilder bemerkenswert gut
gelungen. Die Qualität der Daten ist erstaunlich." Der
nächste Schritt für Wucknitz wird sein, LOFAR zur
Untersuchung sogenannter Gravitationslinsen zu nutzen, bei denen das
Licht weit entfernter Objekte durch große Massenansammlungen
verzerrt wird. Eine hohe Auflösung ist erforderlich, um einzelne
Strukturen zu unterscheiden. Das wäre ohne die internationalen
LOFAR-Stationen nicht möglich.
Die Winkelauflösung eines Netzwerks von Radioteleskopen, d.h.,
die Ausdehnung der kleinsten Strukturen, die aufgelöst und
voneinander unterschieden werden können, hängt direkt vom
Abstand zwischen den einzelnen Teleskopen ab. Je größer die
Basislinien in Bezug auf die beobachtete Wellenlänge der
Strahlung, desto besser die erreichte Auflösung. Zur Zeit tragen
die deutschen LOFAR-Stationen die ersten großen Basislinien zum
gesamten Netzwerk bei und vergrößern die Auflösung um
einen Faktor 10 gegenüber den niederländischen Stationen
alleine.
"Wir möchten LOFAR dazu verwenden, nach Signalen aus der
Frühzeit des Universums zu suchen", sagt Benedetta Ciardi vom
Max-Planck-Institut für Astrophysik (MPA) in Garching. "Da ich
selbst aus der theoretischen Astrophysik komme, hätte ich nie
gedacht, dass ich mal ein Radiobild so aufregend finden
könnte. Aber die neuen Ergebnisse sind schon faszinierend."
Eine weitere Verbesserung sollte schon bald durch Beobachtungen bei
etwas kürzeren Wellenlängen erreicht werden, durch die die
Auflösung nochmals um einen Faktor 4 gesteigert werden kann. Dazu
wird sich die Qualität der Abbildungen durch die Hinzunahme
weiterer LOFAR-Stationen deutlich verbessern. Das Bild des Quasars 3C
196 ist nur ein erster, wenn auch wichtiger Schritt.
"Die Bildqualität des fertigen Netzwerks wird sehr stark von der
Gleichmäßigkeit abhängen, mit der große Gebiete
Europas mit einzelnen LOFAR-Stationen überdeckt werden
können", sagt Anton Zensus, Direktor am Max-Planck-Institut
für Radioastronomie (MPIfR), der Leiter der VLBI-Forschungsgruppe
am Institut. "Die deutschen Stationen bilden bereits einen
unschätzbaren Beitrag zu dem internationalen Netzwerk. Was wir
aber noch gut brauchen könntne, wäre eine Station in
Norddeutschland, mit der wir die Lücke zwischen unseren jetzigen
Stationen und denen unserer holländischen Freunde schließen
könnten. Das würde die Bildqualität nochmals erheblich
verbessern."
Bemerkungen:
Das "International LOFAR telescope" (ILT) wurde hauptsächlich von
ASTRON konzipiert, dem Niederländischen Institut für
Radioastronomie, in Zusammenarbeit mit einer Reihe von internationalen
Partnern. Die LOFAR-Station in Effelsberg wird vom MPIfR betrieben,
die Station in Unterweilenbach vom MPA und diejeninge in Tautenburg
von der Landessternwarte Tautenburg. Die deutschen LOFAR-Partner haben
sich zu dem GLOW, dem "German LOng Wavelength" Konsortium
zusammengeschlossen.
In seiner endgültigen Form wird sich das internationale
LOFAR-Teleskop aus mindestens 36 Einzelstationen in den Niederlanden
und acht Stationen in Deutschland, Frankreich, Großbritannien
und Schweden zusammensetzen. Zur Zeit sind 22 Stationen in Betrieb und
weitere im Bau, in Bornim bei Potsdam, in Chilbolton (UK), Onsala
(Sweden) und Nançay (France). Jede Station besteht aus
Hunderten von Dipolantennen, die elektronisch miteinander verbunden
ein riesiges Radioteleskop bilden, mit der Fläche von halb
Europa. Durch die neuartige Technik von LOFAR ist es nicht mehr
erforderlich, die Radioantennen auf die jeweils interessierenden
Objekte auszurichten. Statt dessen ist es sogar möglich,
unterschiedliche Gebiete des Himmels gleichzeitig zu erfassen.
Die Beobachtungsdaten von allen LOFAR-Stationen werden über
schnelle Glasfaserleitungen der Wissenschaftsnetzwerke in ein
Computerzentrum in Groningen im Norden der Niederlande
übertragen. Dort werden sie in einem Supercomputer (IBM BlueGene)
verarbeitet und für die endgültige Auswertung vorbereitet,
die entweder dort oder in einem der beteiligten Institute (in diesem
Fall im Argelander-Institut für Astronomie in Bonn) stattfinden
kann.
Zusätzliche Informationen:
Argelander-Institut für Astronomie (AIfA), Bonn.
Max-Planck-Institut für Radioastronomie. (MPIfR).
German LOng Wavelength (GLOW).
Netherlands Institute for Radio Astronomy (ASTRON).
LOw Frequency ARray (LOFAR), Internationale Web-Seite.
LOFAR am MPA
Kontakt:
Hannelore Hämmerle
Pressesprecherin
Max-Planck-Institut für Astrophysik
und Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik
Tel: +49 89 30000-3980
E-Mail: hhaemmerlempa-garching.mpg.de
Benedetta Ciardi
Max-Planck-Institut für Astrophysik
Tel: +49 89 30000-2018
E-mail: bciardimpa-garching.mpg.de
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