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Abb. 1:
Standbild der drei-dimensionalen Simulation, etwa 0,5 Sekunden
nachdem die Explosion im Innern des Kerns gezündet wurde. Die schwach
bläulich dargestellte Stoßfront hat einen Radius von etwa 1900
Kilometern.
Copyright: Max-Planck-Institut für Astrophysik
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Abb. 2:
Diese Standbilder zeigen jeweils aus zwei unterschiedlichen
Blickwinkeln, wie weit bestimmte Elemente in der Explosion nach außen
transportiert werden. Die oberen beiden Bilder stellen die Situation
nach 350 Sekunden dar, die unteren beiden Bilder nach etwa 9000
Sekunden, kurz nachdem die Stoßwelle die Sternoberfläche durchbrochen
hat. Die farbigen Oberflächen entsprechen dabei den am weitesten außen
liegenden Orten, an denen Kohlenstoff (grün), Sauerstoff (rot) und
Nickel (blau) mit einer bestimmten Häufigkeit vorliegen.
Copyright: Max-Planck-Institut für Astrophysik
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Abb. 3:
Der Kassiopeia A Nebel ist der gasförmige Überrest einer Supernova-
Explosion, deren Licht die Erde etwa im Jahr 1680 erreichte. Die
Asymmetrien und filamentartigen Strukturen sind durch ähnliche Klumpungs-
und Mischvorgänge entstanden, wie sie bei der Supernova 1987A auftraten,
und die jetzt durch das Team am Max-Planck-Institut für Astrophysik
erstmals in allen drei Dimensionen simuliert wurden.
Credit: X-ray: NASA/CXC/SAO; Optical: NASA/STScI; Infrared: NASA/JPL-Caltech/Steward/O.Krause et al.
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Massereiche Sterne beenden ihr Leben in gigantischen Explosionen, so
genannten Supernovae, und können dann — für kurze Zeit —
heller leuchten als eine ganze Galaxie, die aus Milliarden von Sternen
besteht. Obwohl Supernovae bereits seit Jahrzehnten mit Computermodellen
theoretisch erforscht werden, sind die physikalischen Prozesse in ihrem
Innern dermaßen komplex, dass die Astrophysiker bisher nur einen Teil
dieser Vorgänge simulieren konnten, und das auch nur in ein oder zwei
Dimensionen. Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Astrophysik in
Garching haben nun die ersten vollständigen, drei-dimensionalen
Simulationen einer Kernkollaps-Supernova durchgeführt — und zwar
von der Zündung der Explosion an über mehrere Stunden hinweg. Sie
konnten so die Frage beantworten, wie sich anfängliche Asymmetrien, die
tief im Innern des dichten Kerns in den sehr frühen Phasen der Explosion
auftreten, zu Inhomogenitäten entfalten, die man während des Supernova-
Ausbruchs beobachten kann.
Obwohl man diese Sternexplosionen aufgrund ihrer enormen Energien bis
weit ins All beobachten kann, sind sie relativ selten. In einer Galaxie
von der Größe unserer Milchstraße ereignet sich im Durchschnitt nur etwa
eine Supernova in 50 Jahren. Vor gut 20 Jahren konnte man eine Supernova
sogar mit bloßem Auge beobachten: SN 1987A im Tarantelnebel in der
Großen Magellanschen Wolke, unserer Nachbargalaxie. Diese relative Nähe
— eine Entfernung von “nur” 170 000 Lichtjahren
— erlaubte es den Astronomen, über Wochen und sogar Monate hinweg
viele detaillierte Beobachtungsdaten in unterschiedlichen
Wellenlängenbereichen zu sammeln. Es stellte sich heraus, dass es sich
bei SN 1987A um eine Kernkollaps-Supernova handelt, eine so genannte Typ
II Supernova. Diese entstehen, wenn ein massereicher Stern, der
mindestens neunmal schwerer ist als die Sonne, fast sein gesamtes
Brennmaterial verbraucht hat. Der Fusionsmotor im Innern des Sterns
beginnt zu stottern, was einen Kollaps des Zentrums und damit eine
gewaltige Explosion des gesamten Sterns auslöst. Bei SN 1987A war der
Vorläuferstern bei seiner Geburt etwa 20-mal schwerer als die Sonne.
SN 1987A ist wahrscheinlich die am besten erforschte Supernova, und es
ist für Astronomen immer noch eine große Herausforderung, Modelle zu
entwickeln, die beschreiben, was in dem sterbenden Stern passiert, um
die beobachtete Strahlung zu erklären. Einer der erstaunlichen und
unerwarteten Befunde bei SN 1987A und vielen weiteren Supernovae war die
Tatsache, dass Nickel und Eisen — schwere Elemente, die nahe dem
Zentrum der Explosion gebildet werden — in großen Klumpen nach
außen transportiert werden, wo sie sich mit der Wasserstoffhülle des
zerstörten Sterns vermischen. Beobachtungen zeigen, dass sich diese
"Nickelgeschosse" mit Geschwindigkeiten von Tausenden Kilometern in der Sekunde
ausbreiten. Dies ist viel schneller als der umgebende Wasserstoff und
viel schneller als von einfachen hydrodynamischen Berechnungen in einer
Dimension (1D), die nur das radiale Profil vom Zentrum nach außen
betrachten, vorhergesagt.
In der Tat stellte sich heraus, dass die Helligkeitsentwicklung (die so
genannte Lichtkurve) von SN 1987A und ähnlichen Kernkollaps-Supernovae
nur erklärt werden kann, wenn große Mengen des schweren Kernmaterials
(insbesondere radioaktives Nickel) nach außen transportiert und mit der
Sternhülle vermischt werden, und leichte Elemente (Wasserstoff und
Helium aus der Hülle) nach innen zum Kern wandern.
Es ist sehr schwierig, die Details der Supernovaexplosionen zu
simulieren, nicht nur aufgrund der Komplexität der physikalischen
Prozesse sondern auch aufgrund der Dauer und der sehr unterschiedlichen
Größenskalen, die schlussendlich in drei-dimensionalen (3D)
Computermodellen aufgelöst werden müssen — von einigen hundert
Metern nahe dem Zentrum bis zu vielen Millionen Kilometern nahe der
Sternoberfläche. Bisherige Simulationen in zwei Dimensionen (2D, d.h.
Axialsymmetrie wurde vorausgesetzt) zeigten zwar, dass die kugelförmige
Schalenstruktur des Vorgängersterns bei der Supernovaexplosion zerstört
wird und dass eine Vermischung auf großen Skalen stattfindet. Die reale
Welt ist aber drei-dimensional und nicht alle beobachteten Aspekte
konnten mit den 2D-Modellen reproduziert werden.
Die neuen Computermodelle des Teams am Max-Planck-Institut für
Astrophysik simulieren nun zum ersten Mal den vollständigen Ausbruch in
allen drei Dimensionen, von den ersten tausendstel Sekunden nach dem
Auslösen der Explosion im Kern bis zu dem Zeitpunkt drei Stunden später,
wenn die Stoßwelle aus dem Vorläuferstern hervorbricht. “Wir
fanden in unseren 3D-Modellen erhebliche Abweichungen im Vergleich zu
vorherigen 2D-Studien”, sagt Nicolay Hammer, Erstautor des
Artikels, “insbesondere das Wachstum von Instabilitäten und die
Ausbreitung der Klumpen ist anders. Diese Abweichungen sind keineswegs
geringfügig; dieser Effekt legt die langfristige Entwicklung und
letztlich das Ausmaß der Vermischung und das beobachtbare Aussehen der
Kernkollaps-Supernova fest.”
In den 3D-Simulationen haben die metallreichen Klumpen deutlich höhere
Geschwindigkeiten als bei 2D-Modellen. Diese “Geschosse”
breiten sich viel schneller aus und überholen Material aus den äußeren
Schichten. “Mit einem einfachen analytischen Modell konnten wir
zeigen, dass die unterschiedliche Geometrie der Geschosse, ringförmig
gegenüber quasi kugelförmig, die in unseren Simulationen beobachteten
Unterschiede erklären kann”, sagt Mitautor Thomas Janka.
“Wir glauben zwar, dass die Unterschiede zwischen den 2D- und 3D-
Modellen, die wir gefunden haben, allgemeingültig sind, viele Merkmale
werden aber stark von der Struktur des Vorläufersterns, der
Gesamtenergie und der anfänglichen Asymmetie der Explosion
abhängen.”
“Wir hoffen, durch unsere Modelle im Vergleich mit Beobachtungen
herauszufinden, wie die Sternexplosion beginnt und was sie
auslöst”, fügt der dritte Autor, Ewald Müller, hinzu. In
zukünftigen Simulationen werden die Wissenschaftler deshalb eine größere
Bandbreite an Vorläufersternen und Anfangsbedingungen untersuchen.
Insbesondere bleibt die Herausforderung bestehen, ein Modell zu finden,
das alle beobachteten Charakteristika von SN 1987A reproduziert.
Originalveröffentlichung
N.J. Hammer, H.-Th. Janka, E. Müller,
"Three-dimensional simulations of mixing instabilities in supernova explosions",
The Astrophysical Journal 714 (2010) 1371-1385
Filme
Computersimulation der ersten 500 Millisekunden
(Quelle: Leonhard Scheck, Max-Planck-Institut für Astrophysik)
Computersimulation bis 9000 Sekunden
(Visualisierung: Markus Rampp, Rechenzentrum Garching)
Kontakt
Dr. Hannelore Hämmerle
Pressesprecherin
Max-Planck-Institut für Astrophysik
und Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik
Tel: +49 89 30000-3980
E-Mail: hhaemmerlempa-garching.mpg.de
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