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Seit alters her gehört die Frage nach dem Ursprung unseres Universums und
dem weiteren Schicksal unserer Welt zu den faszinierensten
wissenschaftlichen Fragen überhaupt. Mittlerweile hat die moderne
Kosmologie ein Modell der kosmischen Strukturentstehung entwickelt, das auf
der postulierten Existenz neuer Formen der Materie und Energie basiert, der
sogenannten Dunklen Materie und der Dunklen Energie. Die mit dem Klung-
Wilhelmy-Weberbank-Preis ausgezeichneten theoretischen Arbeiten von Volker
Springel spielen eine wichtige Rolle in der Entwicklung und Überprüfung
dieser Theorie. Seine Simulationsrechnungen des Universums auf
Supercomputern erlauben es, die Entwicklung des Universums seit dem Urknall
über einen Zeitraum von mehr als 13 Milliarden Jahren unter dem Einfluß der
Dunklen Materie und der Dunklen Energie zu verfolgen. Nur damit gelingt es,
die komplexen physikalischen Prozeße der Galaxienentstehung zu
entschlüsseln und präzise Vorhersagen fur die Verteilung der Materie im
Raum, für die Häufigkeit von Galaxien verschiedener Größe, oder für die
Geschichte der kosmischen Sternentstehung zu gewinnen. Das von Springel
hierzu entwickelte Programmpaket GADGET wird inzwischen von Forschergruppen
auf der ganzen Welt eingesetzt und ist das erfolgreichste Werkzeug seiner
Mit Hilfe von Simulationsrechnungen, die auch die Entwicklung superschwerer
Schwarzer Löcher einbeziehen, konnte Springel auch erstmals direkt zeigen,
dass die gewaltigen Schwerkraftfallen im Zentrum jeder Galaxie einen
wichtigen Einfluß auf die Galaxien ausüben. Bei der Verschmelzung zweier
Galaxien wird Wasserstoff- und Heliumgas in das galaktische Zentrum
getrieben, wodurch das Schwarzen Loch rasch wächst und mit großer
Helligkeit als Quasar strahlt. Schließlich schleudert die lokale
Energieeinspeisung einen erheblichen Teil des Gases heraus, wodurch der
Quasar stirbt und die elliptische Restgalaxie kaum noch junge Sterne bilden
kann.
Der Klung-Wilhelmy-Weberbank-Preis gehört zu den höchstdotierten privat
finanzierten Wissenschaftspreisen. Seit 2001 wird der Preis im Rahmen einer
Kooperation zwischen der Otto-Klung-Stiftung an der Freien Universität
Berlin und der Fördergesellschaft der Weberbank im jährlichen Wechsel an
einen Physiker oder einen Chemiker vergeben. 2007 schloss sich die Dr.
Wilhelm-Stiftung an. Die Entscheidung für Springel fiel auf Vorschlag der
Auswahlkommission am Fachbereich Physik der Freien Universität Berlin unter
der Leitung von Professor Günter Kaindl.
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