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Abb.1,2:
Wenn die Explosion im Wesentlichen sphärisch ist, wird der
sauerstoffreiche Kern eines Supernova-Vorgängersterns als
expandierende Gasschale ausgestoßen, die unabhängig von der
Blickrichtung eine Sauerstoff-Emissionslinie mit nur einem
Scheitelpunkt abstrahlt.
Wenn die Explosion hingegen asphärisch und zigarrenförmig
ist, werden die sauerstoffreichen Gase größtenteils in der
äquatorialen Ebene in einer ringartigen Struktur abgestoßen
(Abb.1). Das Profil der Sauerstoff-Emissionslinie hat dann für
einen Beobachter entlang der Polachse ein einziges Maximum (Abb. 2,
links), für einen Betrachter nahe der Äquatorebene jedoch
ein Doppelmaximum (Abb.2, rechts). Dies stammt von verschiedenen
Dopplerverschiebungen zu längeren bzw. kürzeren
Wellenlängen, je nachdem, ob sich Quelle und Beobachter einander
nähern oder voneinander entfernen.
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Abb. 3:
Bilder von Supernovae in späten Entwicklungsstadien. Die meisten
Beobachtungen wurden mit dem Subaru-Teleskop gemacht, einige auch mit
dem VLT. Die Analyse der Spektrallinien wurde für die gezeigten
Objekte und einige weitere durchgeführt.
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Massereiche Sterne von mehr als zehn Sonnenmassen beenden ihr Leben
mit einem Knall. Wenn ihr innerer Kern unter seiner eigenen
Schwerkraft einstürzt, wird Energie freigesetzt, und der
äußere Teil des Sterns explodiert als Supernova. Die
Astrophysiker verstehen den Prozess, der dabei die Implosion in eine
Explosion verwandelt, noch nicht hinreichend genau. Verschiedene
Möglichkeiten sind vonseiten der Theorie (dem Hauptarbeitsgebiet
des MPA) vorgeschlagen worden: Wesentlich scheint zu sein, dass die
Kugelsymmetrie des Sterns zerstört wird, entweder durch
hydrodynamische Instabilitäten oder durch schnelle Rotation der
Sterne, durch welche möglicherweise ein starkes magnetisches Feld
erzeugt wird. Solche Szenarien sollten bipolare Explosionen
hervorrufen.
Supernovae werden üblicherweise in den äußeren
Bereichen von Galaxien
entdeckt und sind viel zu weit entfernt, als dass man ihre
geometrische Form direkt abbilden könnte. Keiichi Maeda und Paolo
Mazzali gingen von theoretischen Vorhersagen aus, nach denen die Form
einer Supernova aus dem Profil einer Sauerstoff-Emissionslinie in den
beobachteten Spektren erschlossen werden kann. Sie stellten fest,
"dass sich die geometrischen Eigenschaften von
Supernova-Explosionen ableiten lassen, indem man Supernovae zu einer
späten Phase der Explosion spektroskopisch untersucht,
typischerweise mehr als 200 Tage nach dem Beginn der Explosion"
(Abb. 1,2).
Maeda und seine Kollegen sammelten Daten von einer größeren Zahl
von Ereignissen, um die allgemeinen Eigenschaften dieser Explosionen
zu untersuchen. Insbesondere konzentrierten sie sich auf Supernovae
des Typs Ibc. Bei solchen Supernovae zerstört die Explosion
massereiche Sterne, die ihre äußere Wasserstoff- und
Heliumhülle verloren haben, bevor ihr Kern zusammenstürzt. Dies
ermöglicht eine bessere Sicht ins Zentrum der Explosion. Solche
Supernovae sind auch deshalb besonders interessant, weil einige von
ihnen, und zwar jene mit der höchsten Energie, manchmal mit
Gammablitzen verknüpft sind.
Die Forscher sammelten Spektren von 15 Supernovae in einer späten
Entwicklungsphase, wobei sie das Achtmeter-Subaru-Teleskop des
National Astronomical Observatory of Japan sowie das Very Large
Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte (ESO) benutzten
(Abb. 3). Ihre Bemühungen erwiesen sich bald als erfolgreich: Eines
ihrer ersten Ergebnisse war, dass die Sauerstoff-Emissionslinie in der
Tat unterschiedliche Profilkurven zeigen kann: Im Fall der Supernova
SN2003jd beobachteten die Forscher ein Ereignis, das Ähnlichkeit
mit der Supernova 1998bw hatte, die mit einem Gammablitz (Gamma Ray
Burst, GBR) assoziiert war. Anders als dort wurde die Supernova
SN2003jd aber nicht entlang der Achse gesehen, in der der Gammablitz
abgestrahlt wurde.
Eine große Zahl von Ereignissen ist sehr wichtig für die
Untersuchung. Weil je nach Beobachtungsrichtung unterschiedliche
Linienprofile zu sehen sind, ist es nicht in jedem Einzelfall
möglich, für ein Objekt klar zu identifizieren, ob es sich um
eine kugelförmige (sphärische) oder eine nicht kugelförmige
(asphärische) Explosion handelt, die ungünstigerweise von der
Polrichtung aus gesehen wurde. Bei mehr als zehn Supernovae wird es
jedoch möglich, die mittlere typische Form zu erschließen, da
die zufällige Verteilung der Beobachtungswinkel die Ungenauigkeit
statistisch beseitigt. Die Forschergruppe fand fünf Supernovae, bei
denen das Ereignis offenbar so wie Supernova 2003dj aus
äquatornaher Position gesichtet wurde und die Struktur der
Sauerstofflinie daher eindeutige Hinweise auf eine asphärische
Explosion lieferte. Vier weitere Fälle besitzen andeutungsweise
diese Eigenschaft. Wenn man bedenkt, dass es natürlich auch
Fälle von Supernovae geben muss, die aus polarer Richtung zu sehen
waren, ist statistisch der Nachweis erbracht, dass "alle Supernovae
von Vorläufersternen ohne Wasserstoff- und Heliumschalen
asphärisch sind".
Dies ist der erste empirische Nachweis, dass Supernovae im Allgemeinen
nicht kugelförmig sind, wenn es sich um Explosionen von Sternen
handelt, die ihre äußeren Gasschichten vor dem finalen
Gravitationskollaps verloren haben. Bei einer genauen Analyse der
Beobachtungsdaten fand die Forschergruppe, dass "normale"
Supernovae vom Typ Ibc nur mäßig asphärisch sind, während
Supernovae, mit denen ein Gammablitz einhergeht, stärkere
Deformation zeigen. Dies war erwartet worden, da Gammablitze gewaltige
Energieausbrüche darstellen und theoretische Modelle dies auf stark
asphärische stellare Kollapsereignisse zurückführen.
Das Ergebnis untermauert auch neuere Modellvorstellungen zum
Supernovamechanismus, die darauf hindeuten, dass hydrodynamische
Instabilitäten, schnelle Rotation des stellaren Kerns oder extrem
starke Magnetfelder eine entscheidende Rolle beim Übergang vom
Kollaps zur Explosion von Sternen spielen. "Weil aber die
Abweichungen von der Kugelsymmetrie bei normalen Supernovae geringer
sind als bei den extrem energetischen Ereignissen, die mit
Gammablitzen einhergehen, wird andererseits die Schlussfolgerung
nahegelegt, dass die Explosionsmechanismen der beiden Gruppen
grundlegend verschieden sein können", erklärt Maeda. "Im
nächsten Schritt werden wir im Detail die einzelnen theoretischen
Explosionsszenarien betrachten und sie mit den Beobachtungen
vergleichen", so Mazzali. "Das ist sowohl von Seiten der Theorie
als auch der Beobachtung ein noch deutlich anspruchsvolleres Vorhaben
als das bisherige, aber wir glauben, dass es zu schaffen ist."
Keiichi Maeda, Paolo A. Mazzali, Mona Clerico (Pressesprecherin Max-Planck-Institut für Astrophysik)
Originalveröffentlichung:
Keiichi Maeda, Koji Kawabata, Paolo A. Mazzali, et al.:
Asphericity in Supernova Explosions from Late-Time Spectroscopy,
Science Express (online edition of Science), 31 January 2008
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