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Mitglieder des Konsortiums sind die astronomischen Institute der
Universitäten Bochum, Bonn und Köln, das Max-Planck-Institut
für Radioastronomie Bonn, die Internationale Universität
Bremen, das Max-Planck-Institut für Astrophysik Garching, die
Sternwarte Hamburg, das Forschungszentrum Jülich, das
Astrophysikalische Institut Potsdam und die Thüringer
Landessternwarte Tautenburg. Gemeinsames Ziel ist der Aufbau von
Stationen aus Antennen, die im Verbund mit weiteren Stationen in den
Niederlanden das neue Radioteleskop LOFAR bilden. LOFAR ist erstmals
in der Lage, langwellige Radiostrahlung von Wasserstoffgas aus der
Frühzeit des Universums zu messen, die durch die Expansion des
Kosmos von ursprünglich 21cm auf etwa die zehnfache
Wellenlänge "auseinander gezogen" wurde. Langwellige
Radiostrahlung stammt außerdem von schnellen Elektronen, die
sich in schwachen Magnetfeldern bewegen. Die deutschen Wissenschaftler
möchten daher mit LOFAR auch Magnetfelder in
Milchstraßensystemen und in der Umgebung Schwarzer Löcher
beobachten. Planeten in anderen Sonnensystemen können ebenfalls
durch ihre langwellige Radiostrahlung aufgespürt werden. Auch die
Radiostrahlung von Eruptionen auf der Sonne lässt sich mit LOFAR
mit einer bislang unerreichten Präzision verfolgen, und damit
kann der Einfluss der Sonne auf unsere Zivilisation besser verstanden
werden.
Klassische Radioteleskope sammeln — wie Satellitenschüsseln
— die Strahlung mit Metallspiegeln, und computergesteuerte
Motoren bewegen das Teleskop entlang der scheinbaren Bahn einer
Radioquelle am Himmel. LOFAR ist das erste digitale Radioteleskop, das
keine beweglichen Teile und Motoren mehr benötigt. Das Teleskop
besteht aus einer großen Zahl von Antennen, die fest am Boden
montiert und in Stationen (Antennenfeldern) angeordnet sind. Damit
wird der gesamte Himmel auf einmal erfasst. Die Blickrichtung und die
Größe des Gesichtsfeldes werden elektronisch gesteuert. Ein
zentraler Supercomputer nimmt die digitalen Signale aller Antennen auf
und kombiniert sie. LOFAR kann in mehrere Richtungen gleichzeitig
"sehen", also mehrere Astronomen-Teams mit Daten versorgen.
Das radioastronomische Institut ASTRON bei Dwingeloo in den
Niederlanden baut zur Zeit in Westfriesland die erste von insgesamt 77
Stationen, die ab 2009, über die gesamten Niederlande verteilt,
das niederländische LOFAR bilden werden. Der zentrale Rechner
Blue Gene/L, einer der schnellsten Rechner der Welt, arbeitet bereits
in der Universität von Groningen. Seine Rechenleistung von 27
Teraflops und der Datenspeicher von 1 Petabyte (1015 Byte)
reicht aus, um die gewaltige Datenrate von 500 Gbit/s, die
ständig von den Stationen eingeht, in Echtzeit zu Radiobildern
verarbeiten zu können.
Um mit LOFAR eine Winkelauflösung von besser als eine
Bogensekunde zu erreichen, reicht eine Ausdehnung des Teleskops
über die Größe der Niederlande nicht aus. Daher wurde
beschlossen, LOFAR nach Deutschland zu erweitern und mit modernsten
Datenleitungen zu verbinden. Die erste deutsche LOFAR-Station mit
einer Größe von etwa 110 x 60 Metern wird noch in diesem
Jahr in unmittelbarer Nähe des 100m-Radioteleskops bei Bad
Münstereifel-Effelsberg in Zusammenarbeit zwischen ASTRON und dem
Bonner Max-Planck-Institut für Radioastronomie aufgebaut. Weitere
6 deutsche LOFAR-Stationen, sind bereits in konkreter Planung
(Abb. 3). Das Ziel sind 12 deutsche Stationen bis zum Jahr
2012. Zusammen mit den niederländischen Stationen wird LOFAR dann
die größte vernetzte Teleskopanlage der Welt sein.
Lokale Kontaktperson: Dr. Benedetta Ciardi
Kontaktperson für das Gesamtprojekt: Dr. Rainer Beck, Max-Planck-Institut für Radioastronomie, Bonn (rbeck@mpifr-bonn.mpg.de)
Weitere Informationen zu LOFAR: www.lofar.org
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