Licht von Gammablitzen!

english english


Mit dem Jahr 1997 begann eine aufregende neue Ära für die Gammablitzforschu ng. Durch die schnelle und genaue Bestimmung der Richtung der Gammablitze mit Hilfe des BeppoSAX Satelliten gelang es nämlich, bisher unbeobachtete, rasch abnehmende Strahlung in anderen Wellenlängenbereichen von den Quellen der Gammablitze aufzuspüren. Dieses "Nachglühen" im Röntgenlicht sowie im optischen Spektralbereich und bei Radiowellenlängen ermöglichte die Identifizierung der fernen und lichtschwachen Galaxien, in denen die Gammablitze ausgesandt wurden, und damit die Bestätigung des kosmologischen Ursprungs der Blitze. Dies bedeutet einen Durchbruch und wichtigen Schritt hin zur Enträtselung der geheimnisvollen Quellen der Gammablitze. Den Entfernungsrekord hält derzeit ein Gammablitz, der bei einer Rotverschieb ung von mindestens z = 3.4 ausgesandt wurde, das entspricht einer Entfernung von etwa 12 Milliarden Lichtjahren. Derart riesige Distanzen bedeuten, daß die Gammablitze bei einem ungeheuer energiereichen Ereignis entstehen müssen, bei dem Energien von rund 1053 erg in Gammastrahlung freigesetzt werden könnten. Es handelt sich wohl um die stärksten und hellsten Explosionen im Universum!

Abbildung 1:
    Lichtkurve des Gammablitzes GRB 920723 im Wellenlängenbereich de r weichen Röntgenstrahlung. Die gepunktete senkrechte Linie bei t = 6 Sekunden deutet den Augenblick an, bei dem sich die spektralen Eigenschaften der gemessenen Strahlung plötzlich ändern. Dies hängt vermutlich mit dem Einsetzen der Abstrahlung bei anderen Wellenlängen zusammen.



Das schnelle Freiwerden solch riesiger Energiemengen in einem relativ kleinen Raumbereich von nur 100 Kilometern Durchmesser kann die beobachteten Eigenschaften der Gammablitze erklären. Dabei entsteht ein Feuerball aus heiß em Plasma, der mit extrem relativistischer Geschwindigkeit in das umgebende interstellare Gas expandiert. Bei der Wechselwirkung dieses Feuerballs mit dem Umgebungsgas kommt es zur Emission der Strahlung, die dem Gammablitz (Abb. 1) folgt und über Tage oder sogar Monate als "Nachglühen" zu sehen ist (Abb. 2). Beobachtungen unmittelbar nach dem Gammablitz zu einem Zeitpunkt, bei dem die Expansionsgeschwindigkeit des Feuerballs maximal ist, sind daher von groß er Bedeutung für theoretische Modelle. Beim Durchforsten von Archivdaten des internationalen Röntgen- und Gammastrahlenobservatoriums GRANAT, das in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern am MPA durchgeführt wurde, konnte für mehrere helle Gammablitze Strahlung gefunden werden, die unmittelbar nach dem Beginn der Gammaemission gemessen wurde. Besonders interessant ist die plötzliche Veränderung des Strahlungsspektrums, die in einem Fall entdeckt wurde und vermutlich mit dem Einsetzen des "Nachglühens" zusammenhängt (Abb. 3). Durch genaue Auswertung dieser Beobachtungen konnten Rückschlüsse auf die anfängliche Ausbreitungsgeschwindigkeit des Feuerballs gezogen werden -- sie betrug 99.999% der Lichtgeschwindigkeit.

Abbildung 2:
    Lichtkurve im Wellenlängenbereich der weichen Röntgenstrahlung während der Phase des "Nachglühens" von GRB 920723. Der Zeitnullpunkt ist zu dem Zeitpunkt gewählt, an dem sich abrupt das Spektrum verändert (angezeigt durch die gepunktete senkrechte Linie in den Abbildungen 1 und 3). Der Phase der stärksten Gammastrahlung ist hier nicht dargestellt, weil sie negativen Zeiten entspricht.



Abbildung 3:
    Zeitentwicklung des Spektralindex im Energiebereich zwischen 8 keV und 200 keV. Der Zeitnullpunkt ist derselbe wie in Abb. 1.


M.Gilfanov, R.Burenin





Literaturhinweise:













MPA-Home        

Last modified: Thu Jul 1 09:41:09 MDT 1999 by Markus Rampp
Comments to: webmaster@mpa-garching.mpg.de